Jetzt fahre ich ja schon seit Anfang Januar 2017 regelmäßig mit dem Fahrrad durch ganz Deutschland. Um zu meinen Radtour-Ausgangspunkten zu kommen, verwende ich ausschließlich die Bahn. So habe ich in über einem Jahr sehr viel über die Fahrradmitnahme in der Bahn gelernt.
Grundsätzlich ist das Angebot recht flexibel, wenn man mit den Unzulänglichkeiten der Bahn recht klarkommt. Und das tue ich. Ich bin halt seit meiner Kindheit ein leidenschaftlicher Bahnfahrer.
Bei den Tickets muss man zwischen dem Fern- und dem Nahverkehr unterscheiden. Im Fernverkehr muss man meist reservieren. Im Nahverkehr ist spontanes Fahren meist möglich, sofern man nicht während des Pendlerverkehr fährt (d.h. morgens zwischen 6 und 9 Uhr).
Jedenfalls möchte ich gerne meine Erfahrungen mit Euch teilen. Auch ob man im Winter oder im Sommer fährt, macht natürlich einen großen Unterschied – was die Auslastung in Fahrradabteilen anbelangt.

So voll kann es sein, wenn man im Sommer mit der Bahn fährt. Von daher unbedingt Fahrradplatz vorher reservieren.
Fahrradmitnahme im Fernverkehr – Fahrradmitnahme Bahn im Nahverkehr: Ein paar Unterschiede
Zwischen dem Fern- und dem Nahverkehr gibt es erstmal den entscheidenden Unterschied: Im Nahverkehr kann man spontan fahren, während man im Fernverkehr vorher reservieren muss.
Zwar sind rein formal laut Bahn die Fahrradparkplätze immer begrenzt. Aber es gibt schon einen faktischen Unterschied. Denn in der Regionalbahn bekommt man eigentlich immer einen Fahrradplatz. Im Fernverkehr dagegen kann es im Sommer schon zu Engpäßen kommen. Das habe ich selbst erlebt wie man im Foto oben sieht.
Jedoch hat man eben im Fernverkehr auch Sicherheit. Denn man muss dort im Vorfeld buchen, dass man einen Fahrradplatz benötigt. Und zwar mindestens 24 Stunden im Voraus.
Das ist auch gut, wenn die Plätze begrenzt sind. Sofern es aber eigentlich genug Plätze noch gibt, ist das natürlich recht doof. Denn so kann man das Spontanbuchen im Fernverkehr wirklich vergessen.
Ich buche also immer im Internet oder manchmal am Schalter. Am Schalter eine Fahrradkarte für den Fernverkehr nachzubuchen, geht jedoch nicht. Ich habe einmal dann eine Karte für den Nahverkehr nachgebucht, was prompt zu einer Rüge der Kontrolleurin im IC führte. Sie wusste aber offensichtlich nicht, dass ich für den IC hätte gar keine Fahrradkarte hätte nachbuchen können. Geht nicht am Automat.
Ich verstehe es vollkommen, dass man im Sommer im Voraus buchen muss, weil es eben einfach nur begrenzt Plätze gibt. Aber außerhalb des Sommers hat es oft so viele Plätze frei, dass man auch spontan können sollte.
Im Fernverkehr kostet ein Fahrradticket übrigens 9€. Mit Bahncard nur 6€, was ich meistens bezahle. Im Nahverkehr sind es so zwischen 5 und 6€, wobei es zunehmend dort kostenlos wird – wie z.B. in fast ganz Baden-Württemberg.
Was ich noch erwähnen sollte: Fahrräder im Fernverkehr mitnehmen konnte man zumindest bis Ende 2017 nicht im ICE, sondern nur im IC oder EC. Bei den neuen ICEs (ICE 4) ändert sich das jetzt. Da gibt es nun Fahrradabstellplätze, was ein Fortschritt ist.
Allerdings das möchte ich auch noch sagen: Man spürt insbesondere im Sommer, dass der Fahrradtourismus boomt. Deshalb sind manche Hauptstrecken im Zug auch recht voll.

So sehen heute Züge nicht mehr aus, aber für mich haben sie so einen nostalgischen Wert. Gesehen im Nordschwarzwald.
Sogar bei einer Nachtfahrt von Leipzig nach Stuttgart war es richtig, richtig voll. Ohne dass der Zug Liegen gehabt hätte. Sogar etwas chaotisch war es, aber das macht oft nicht so viel.
Denn Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer sind meist ein recht angenehmes Publikum. Man hilft sich gegenseitig und kommt auch schnell mal ins Gespräch. Mir ging es jedenfalls in diesem Jahr 2017 so, dass ich schneller ins Gespräch komme als wenn ich ganz normal ohne Fahrrad Bahn fahre.
Man ist auch oft eine Schicksalsgemeinschaft. Als ich im Sommer von Stuttgart über Frankfurt/Main nach Berlin fuhr, hieß es auf einmal, dass es keinen Fahrradwagen geben würde, obwohl ich gebucht hatte.
Es fanden sich 2 weitere Fahrradfahrer/innen, die das gleiche Problem hatten. Wir stiegen dann einfach ein und halfen uns gegenseitig. Die Fahrräder standen dann einfach im Gang.
Die Kontrolleurin kam dann und war recht locker netterweise. Wir wären auch echt sauer gewesen, wenn wir hätten wieder aussteigen müssen. Manchmal muss man als Fahrradfahrer in der Bahn mit der Unsicherheit leben und einfach machen!

Die Bahn hat so ihre eigenen Gesetze. Hier eine Regionalbahn im Tübinger Bahnhof abgestellt.
Wie kann sich die Bahn bei der Fahrradmitnahme verbessern? Ein paar kleine Vorschläge
Es wird ja immer viel über die Bahn gejammert. Manchmal kann ich diese Jammerei durchaus auch nachvollziehen. Aber ich will jetzt mal versuchen konstruktiv zu sein.
So schlecht ist es nämlich nicht. Immerhin kann man in Deutschland recht gut mit dem Fahrrad im Zug vorankommen. In anderen europäischen Ländern geht das nicht so einfach. Beispielsweise gibt es in Spanien oder auch osteuropäischen Ländern viel weniger Zugstrecken.
Nur in Frankreich oder den skandinavischen Ländern ist es vergleichbar wie in Deutschland. In Frankreich gilt in den TER-Zügen zwar kostenlose Fahrradmitnahme, aber das Streckennetz ist nicht so ausgereift. Im TGV kann man sein Fahrrad nicht mitnehmen.
Klar, so Situationen, dass man gebucht hat und auf einmal nicht mehr mitfahren darf, machen einen natürlich wütend. Aber wenn es dann doch irgendwie geht, beruhigt man sich wieder.
Die Bahn geht – soweit ich das einschätzen kann – mit den Fahradfahrern auf unterer Ebene noch recht pragmatisch um. Es wird einem geholfen.
Doch klar ist auch: Es fehlen massive Investitionen, wenn der Fahrradboom gerade bei E-Bikes weiter so vorangeht. Ich schätze mal, dass die Bahn es verschlafen wird.
Gerade im Sommer muss man rechtzeitig buchen. Sonst ist‘s schnell voll. Viele reisen im Sommer richtig mit dem Fahrrad – machen richtig Urlaub mit dem Rad.
Die Bahn sollte also dringend mal nachrüsten. Gerade im Sommer könnte sie an den zentralen Strecken vielleicht gar Sonderzüge für Fahrradfahrer*innen einrichten. Das hätte dann auch einen ganz eigenen Charakter, wenn man in solchen Zügen fahren könnte.

Nicht immer hat man so viel Platz im Fahrradabteil wie hier im März.
Noch schwieriger ist das Buchen in Nachtzügen. Die deutsche Bahn hat ja ihre Nachtzüge eigentlich komplett an die österreichische Bundesbahn abgegeben. Teilweise kann man die Züge aber noch bei der Bahn buchen, teilweise nur unter nightjet.com, was vom ÖBB betrieben wird.
Letztes Jahre (2017) hatte ich dort mal versucht 2 Monate vor der Fahrt so einen Nachtzug zu bekommen. Das hat nicht geklappt. Ein Ticket hätte ich schon noch bekommen, aber eben ohne Fahrradmitnahme. Die war schon ausgebucht.
Deshalb war ich dieses Jahr (2018) schon früher dran. Immerhin schon 2 Nachtzugtickets konnte ich ergattern. Diese betreffen beide den Zug, der von Hamburg nach Karlsruhe führt. Ich bin mal gespannt wie das klappt und werde in meinem Fahrrad-Blog nochmal darüber schreiben.
Was aber insbesondere an der baden-württembergischen Bahn bzw. den diversen Verkehrsverbünden toll ist: Die Fahrradmitnahme ist dort inzwischen im Nahverkehr kostenlos!
Seit Ende April 2017 ist es in fast komplett Baden-Württemberg so, dass man für die Fahrradmitnahme nicht mehr bezahlen muss. Die Landesregierung hatte das veranlasst. Gut, ein paar Ausnahmen gibt es wie beispielsweise am Bodensee in den Touristengebieten. Aber insgesamt war das ein erheblicher Fortschritt!
Aber aufpassen: Man kann zwar noch ein Fahrradticket lösen in BaWü, muss es aber meistens nicht. Deshalb: Nicht aus Versehen umsonst bezahlen!
Jedenfalls wäre es praktisch, wenn andere Bundesländer nachziehen würden. Ich hatte es schon so, dass ich in Lindau am Bodensee für nur zwei Stationen ein teures Fahrradticket lösen musste. Lindau liegt in Bayern und damit eben knapp nicht in Baden-Württemberg. Sicherlich würde der ein oder andere so vom Auto auf die Kombination Bahn/Fahrrad umsteigen.
Also, es gibt noch viel zu verbessern bei der Bahn. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch an den Stress mit der Bahn und das manchmal Absurde wird normal. Mich kann nichts aufhalten: Ich bleibe ein leidenschaftlicher Bahnfahrer und auch leidenschaftlicher Fahrradmitnehmer.
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