Der Radweg um den Gardasee wird seit einiger Zeit als „Garda by Bike“ vermarktet. Schon einige Touristenseiten und Journalisten haben darüber berichtet. In der Tat ist der Gardasee wirklich ein spektakulärer See, der sich aus den Alpen speist.
Am Gardasee entlang zu radeln, hört sich auf den ersten Blick vielleicht idyllisch und schön an. Doch der faszinierende, überhängender Teil, der seit Jahren als „Garda by Bike“ vermarktet wird, ist noch sehr klein.
Wenn man jedoch ehrlich ist, muss man sagen: In der jetzigen Form ist ein Radweg um den Gardasee nicht wirklich existent. Ich habe den Gardasee 2022 mit dem Rad umrundet und musste feststellen, dass man zu über 60-80 % auf der Straße fährt. Die Teile, die Radweg sind, enden oft im Nirgendwo und führen mitten durch im Sommer sehr bevölkerte Strände.
Dazu kommen, gerade auf der westlichen Seite, einige Tunnel dazu, die nicht ungefährlich sind. Touristisch ist das (bisher) also nicht interessant.
Als Rennradfahrer kann man das zwar machen, wenn man die wenigen Radwegekilometer meidet. Aber auch das ist eine Mut- und Nervenprobe.
Ich bin 2022 den Via Claudia Augusta Radweg bis Venedig gefahren und wollte eben diesen kleinen Abstecher zum Gardaseeradweg machen. 2x 75 Kilometer schienen mir machbar. 150 Kilometer ist der jetzige Gardaseeradweg lang.
Dazu muss man sagen: Der Radweg von Trient (Trento) via Rovereto bis nach Torbole ist echt top ausgebaut und macht trotz (oder wegen) der Höhenmeter besonders Spaß.
Hier kann man auch wirklich von Radweg sprechen. Denn von Torbole über Malcesine in Richtung Sirmione gab es entweder Straße oder man fährt am Strand entlang. Dort war es so voll und gab es recht viele Touristen, so dass man wieder aufpassen musste.
Ich verbuche das als Erfahrung und will gerne 2026, wenn dann wirklich „Garda by Bike“ eröffnet ist, den Gardaseeradweg im Ganzen nochmal fahren.
Von Treviso via Rovereto bis Torbole an den Gardasee
Aber fangen wir von vorne an. Mein Trip, meine Unterbrechung vom Via Claudia Augusta Radweg begann in Trient, in Trento.
Dort kann man einfach weiter der Etsch folgen, also dem Etschtalradweg, und kommt so bequem und schnell nach Rovereto. Zuerst fährt man über breiten Asphalt, dann bei den Weinbergen wird es durchaus etwas enger. Ich hätte jetzt weiter an der Etsch entlang fahren können, doch zum Gardasee musste man bei dem Bahnhofsquartier Rovereto-Mori abbiegen.
Dazu muss man sagen: Heute war es richtig heiß. Die Sonne drückte so richtig und ich war nicht der einzige Etschtalradler, der mit der Hitze zu kämpfen hatte. Einige deutschsprachige, aber auch englischsprachige Fahrradtouristen waren unterwegs.
An dieser Stelle ist auch ein Radweg ausgeschildert. Bei Rovereto-Mori schließlich geht es über die Etsch, der man bis Tierno folgt und dann bergauf durch den Ort fährt.
Dort am Anstieg überholten mich ein paar Graveller. Das machte mir nix, die Hitze machte mich schon fertig und ich bin eigentlich sehr hitzeresistent.
Jedenfall ist Tierno ein kleiner netter Ort. Er ist sehr ruhig und es gibt hier nicht viel Tourismus. eine Steinkirche ragt heraus und die Innenstadt hat ein paar kleine Geschäfte.
Von dort aus hat man einen guten Radweg über die Felder, der durch Loppio führt. Dort sind ein paar Geschäfte, Häuser, eine Kirche und vor allem: Ein Trinkbrunnen!
Ich füllte meine Flaschen etwas mit Wasser auf, dann ging es minimalst berghinunter. Man fährt an einem verlandeten See vorbei, dem Lago di Loppio. Dieser See wurde wohl von Menschen in den 60er Jahren getötet, leider hat man es nicht mehr geschafft ihn wieder zu füllen (angesichts der Klimakrise ist das wohl auch eher unwahrscheinlich).
Schließlich geht es nochmal 15% den Berg hinauf und man landet am höchsten Punkt über dem Gardasee, dem Passo S. Giovanni.
Über eine wunderschöne Weinbergstrecke geht es dann hinunter nach Nago-Torbole. Dieser Abschnitt war wieder ruhig und schön.
In Nago sieht man dann noch nicht so viel von den Touristenströmen, diese kommen dann später. Im Ort findet man kleine, enge Gassen vor, aber auch etwas grün und Platz zum Verweilen. Ein altes Kastell gibt es dort ebenfalls.
Kurz vor dem Gardasse kommt man an einer Bar vorbei, passenderweise heißt sie „Al Fortino bike bar&food“. Von dort aus hat man einen fantastischen, ersten Blick auf den Gardasee.
Sehr viele Surfer konnte man unten am See erkennen. Dazu das grünblau des Sees und die Sonne, das war wirklich toll.
Man fährt dann eine Abfahrt hinunter und ist schließlich so richtig im Touristentrubel. Ich landete direkt am Goethe-Platz (Piazza Goethe) und bestellte beim Restaurant, das sich hier befand, erstmal einen Kuchen.
Jetzt war ich im touristischen Gebiet, ich war nicht der einzige Deutsche hier. Diese bevölkern ja den Gardasee im Sommer regelmäßig.
Von Torbole bis Garda
Nachdem ich mich in Torbole also gestärkt hatte, stürzte ich mich in das Abenteuer Gardasee-Radweg. Mir war schon klar, dass es alles nicht so angenehm werden würde und ich hatte etwas Bammel.
In einer Kurve in Torbole begann meine Fahrt, dann kam erstmal nur viel Straße. Die Autos fuhren hier nicht so arg schnell, aber unangenehm war es dennoch. Ein paar Radler waren hier noch unterwegs, die mir aber eher wie Touristen vorkamen, die vor Ort Urlaub machen.
Dann geht es in Richtung Malcesine. Drei Kilometer nach dem Start kommt schon ein kleiner Tunnel. Der ist aber noch sehr kurz. Die entscheidenden Tunnel sind auf der anderen Seite des Gardasees.
Es folgt Tempeste und nach 9 Kilometern nach dem Start in Torbole ist man schon am Ortseingang in Malcesine. Dort ab Navene gibt es sogar einen eigenen Radweg, der entlang des Strandes führt. Deshalb hat man auch nicht das Gefühl, dass man hier wirklich schnell fahren kann. Der Radweg ist aber schon ganz gut ausgebaut. An den Stränden muss man aufpassen, dass man keinen überfährt.
Der Hauptort von Malcesine begrüßt einen mit einem mittelalterlichen Turm und eine Burg, die am Gardasee liegt. Diese überragt alles. Sie heißt die Scaligerburg.
Allerdings endet dann mitten in Malcesine der Radweg. Man weiß erstmal nicht, wohin mal soll. Ich fuhr dann nach links durch die Touristen durch den Ort durch. Man fährt an Souvenirshops und Restaurants vorbei, bzw. man läuft eher.
Ich fuhr dann ab dem Kreisverkehr in Malcesine auf der Straße weiter. Man fährt sogar an schönen Kirchen vorbei und auch die Gebäude sind ziemlich gut. Aber leider kann man das nicht genießen, da man sich sehr auf den Verkehr konzentrieren muss.
Hinter Val di Sogno, was auch noch zu Malcesine gehört, befand sich dann weiter ein Radweg. Ich hatte ihn zumindest gefunden. Man hat dann teils schon einen super Ausblick auf den blauen Gardasee, was wirklich Spaß macht.
Es gab also auch die schönen Momente, obwohl es wirklich super heiß war.
Über das kleine Örtchen Cassone führt der Radweg weiter, dort musste man aber auch am kleinen Hafen schieben, was natürlich als Radfahrer auch nicht optimal ist. Ab dann geht es aber nochmal weiter auf dem Radweg.
Der endete dann erst wieder Assenza und ich musste auf die Straße wechseln. Doch im nächsten Ort, der glaube ich, Aquafresca hieß, konnte ich wieder auf den Radweg wechseln. Es war ein ständiges hin und her.
Der Radweg hier hatte durchaus einen weißen, asphaltierten Untergrund. Dazu hatte er viele kleine Brücken, über die Flüsse, die in den Gardasee fließen. Allerdings war er eben nicht ganz durchgehend.
Der Radweg führte dann aber schon wieder auf einen reinen Fußweg. Ich entschied mich also für die Straße.
Aber wieder nur kurz, da ich in einen Radweg einbiegen konnte, der mich in den Ferienort Castelletto brachte.
Zwischendurch holte ich mir im Supermarkt etwas zu trinken. Das Tolle daran war, dass gekühltes Wasser nur 1€ kostet. Bei der Hitze waren meine Wasservorräte schnell warm geworden, aber mitten am touristischen Gardasee hat man da kein Problem. Dazu empfand ich den Preis angesichts der kurzzeitigen Inflation 2022 durchaus als günstig.
Catelletto hat auch nicht nur eine schöne Kirche, zwei sind direkt an der Straße, was natürlich bei dem touristischen Trubel sehr untergeht. Natürlich ist diese katholisch. Ein spannender Kontrast ist es, wenn man die ganze Zeit am Strand fährt und dann eben diese strengen Kirchen sieht! Aber beides gehört zu Italien.
Man hat wieder viel Radweg, der aber in Pai di Sotto in einem tiefen Schotterweg endete. Kurioserweise sah ich an dieser Stelle auch andere Reiseradler, die mit der gleichen Stelle zu kämpfen hatten.
Teilweise schon ich dann über den Schotter, aber es war zu spät. Ich hatte mir hier einen Platten gefahren. Blöd, aber ich überquerte dann die Straße, um zwischen zwei Häusern meinen Platten zu reparieren. So etwas passiert halt mal, und besser hier als auf der noch kommenden Via-Claudia-Augusta-Etappe nach Feltre, wo ich einige Anstiege zu absolvieren hatte.
Nochmal hatte ich hier einen Radweg vor mir. Doch dann gab es nur noch Straße. Jetzt musste man sogar einen kleinen Anstieg überwinden, man hatte den „Bauch“ des Gardasees erreicht.
Nach dem Anstieg auf einer nicht wenig befahrenen Straße ging es dann in den Ferienort Garda hinein. Nach diesem ist der Gardasee benannt.
Von Garda über Peschiera del Garda bis Sirmione
Vor dem Ort staute ich es sogar. Ich wechselte also auf die Promenade und war mir erst gar nicht sicher, ob ich hier fahren durfte. Aber dort gab es ein Radweg-Schild, das neben Venedig und Verona sogar auf den nächsten Ort Bardolino hinwies. Nur 3 Kilometer sollte er entfernt sein.
Teilweise war der Radweg hier recht gut, aber das Problem war, dass er direkt am Strand entlang führte. Teilweise war er eben bevölkert von ganz vielen Strandbesuchern. Ich musste mich etwas durchkämpfen und konnte nur langsam fahren. Es war schon unheimlich viel los.
In Bardoline gab es teils einen Radweg durch den Ort, teils fuhr man auf wenig befahrenen Straßen. Ich kam z.B. am „Cinema Teatro Corallo“ vorbei.
Bis Lazise gab es dann keinen Radweg mehr. Der dortige führte aber auch nur über einen geteilten Fußgänger- und Radweg, so dass ich auch immer wieder ausweichen musste. Es ging aber, die großen Strandbesucher-Massen hatte ich schon mal hinter mir.
Vier Kilometer hinter Lazise kommt man dann am Gardaland vorbei. Als Kind war ich dort schon mal. Jetzt geht es sogar bergab. Der Verkehr ließ nach, aber wenn, dann wurde auch schnell gefahren. Also angenehm ist etwas anderes!
Nach dem Gardaland bin ich schnell im Wohngebiet von Peschiera del Garda gelandet und dann eben über die Brücken gefahren. Hier war auch einiges los an Touristen. Das Besondere an Peschiera ist ja, dass es auch auf Inseln liegt, die mit Brücken verbunden wurden.
Es gibt ein schönes steinernes Stadttor, beim Einfahrt in die Altstadt von Peschiera. Durch das zwängen sich dann Auto- und Radfahrer.
Der Blick auf die bald untergehende Sonne und die Abendstimmung am Gardasee war toll anzuschauen! Eine Empfehlung ist Peschiera del Garda auf jeden Fall.
Ziemlich einfach, immer der geraden Straße folgend. gelangt man nun nach Sirmione, das eben am Süden des Gardasees liegt.
Es gab hier sogar Radwege, die aber immer durch Gitter unterbrochen wurden. Das war nicht angehm zu fahren. Außerorts soll man dann wieder der Straße folgen.
Schon fast im Dunkeln kam ich in Sirmione in meinem Hotel an. Ich war jetzt schon etwas kaputt. Morgen sollte es dann schließlich auf der anderen Seite weitergehen, die würde ganz anders werden: Kein Radweg mehr, zumindest weitgehend und noch mehr Straße. Dazu kommen die schwierigen Tunnels.
Wie ich das aber gemeistert habe, erfahrt ihr im nächsten Blogartikel!
Sirmione jedenfalls war recht schön und ich hatte es geschafft!