Der November gilt ja nicht als der klassische Fahrradmonat. Aber ich persönlich finde es diskriminierend, wenn man im Winter kein Fahrrad fährt. Daher habe ich mich letztens für eine Taubertalradweg-Fahrt entschieden. Der Radweg hat auch ein gewisses mittelalterliches Flair hat, was gut zum Herbst/Winter passt.
Der Taubertalradweg ist ca. 100 Kilometer lang und landschaftlich schön und ruhig. Er beginnt in der tollen Stadt Rothenburg ob der Tauber, die in Bayern (Franken) liegt.
Er wechselt immer wieder zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Am Ende landet man in Wertheim. Dort fließt die Tauber in den Main. Dann kann man auf dem Mainradweg weiterfahren, was ich am darauffolgenden Tag auch gemacht habe.
Von Rothenburg ob der Tauber in die Dämmerung nach Weikersheim
Von Rothenburg ob der Tauber bis Creglingen
Eigentlich wollte ich zwei Stunden früher losfahren. Jedoch stellte ich am morgen fest, dass ich vorne einen Platten hatte.
Da das schon der zweite innerhalb weniger Tage war, nachdem ich anderthalb Jahre gar keinen Platten hatte, dachte ich mir: Okay jetzt wechsele ich noch gleich den Reifen.
Das dauerte aber etwas, weil ich nicht so mega-viel Erfahrung mit Reifenwechseln habe. So musste ich den Zug zwei Stunden später nehmen. Das hieß auch 2 Stunden weniger Helligkeit.
Aber egal. Da musste ich durch. 4 Stunden fährt man von Tübingen nach Rothenburg ob der Tauber. Um 13 Uhr war ich da. Ich fuhr dann sofort los, um keine Zeit zu verlieren. Die Stadt kannte ich schon von meiner Altmühltalradweg-Tour vom Frühjahr. Sie ist durchaus sehr empfehlenswert mit Ihrem mittelalterlichen Charme und ihren mittelalterlichen Gässchen. Besonders aus Asien kommen die Touristen hierher, weil sie sich wohl so eine typisch deutsche Stadt vorstellen.
Der Altmühltalradweg startet auch in Rothenburg ob der Tauber. Allerdings führt er nach Osten in Richtung Bayern und nicht nach Norden wie eben der Taubertalradweg.
Vom Bahnhof startend fährt man erstmal um die Altstadt einmal herum. Es geht nun ein Stück bergab. Von Rothenburg herunter. Man kommt in ein kleines Tal. Doch nach dem nächsten Dorf geht es eben wieder bergauf. Der komplette Radweg war eigentlich mit einem absteigenden Höhenprofil angeben. Auch wenn das im Prinzip stimmt, so hat er seine Höhen und Tiefen und ist nicht der einfachste aller Flussradwege.
Der nächste größere Ort ist im Übrigen Creglingen. Der ist klein, aber fein. Was ich schön fand: Das Wetter war ja eher als schlecht und regnerisch angekündigt. Es war auch recht kalt und trüb.
Von Creglingen bis Weikersheim
Jedoch regnete es trotz dieser Trübheit kaum. Und nach Creglingen kam dann die Sonne heraus. Und nicht nur das: Auf einer Wiese gab es einen sehr großen See, der sich wohl durch den Regen spontan gebildet hatte. Ein sehr schöner See.
Und diesen plus Sonne anzuschauen: Das sah halt einfach voll schön aus! hier ein Foto:
Doch schon ein paar Kilometer weiter – ab Biberehren – war es vorbei mit dem Sonnenwetter. Es fing nicht nur an zu regnen, sondern leicht an zu schneien. Gottseidank nur ein paar Minuten. Aber so etwas reicht halt schon, dass die Stimmung bei mir wieder umkippt. Es wurde anstrengend.
In Röttingen war der Regen dann wieder vorbei. Das ist ein kleiner Ort in Bayern. Es war dort eine Eislaufbahn aufgestellt, die wohl für ein Dorffest vorbereitet war. Insgesamt fiel mir allerdings schon etwas auf, das in vielen Innenstädten am Radweg Läden zu verkaufen waren.
Wahrscheinlich eine Folge des Online-Handels und auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung, die weg vom Dorf mehr in die Stadt geht. Von Tübingen kenne ich das nicht so arg, dass Läden komplett leer sind. Hier gibt es zwar auch hin und wieder Probleme, aber die Läden werden bald wieder bespielt. Auch wenn es ein Dönerladen ist oder sonstiges zu Essen gibt. Hier schien es mir fast so zu sein, wie vielerorts im Osten. Die alten Innenstädte bluten aus.
Das ist schade. Vielleicht ist ein Teil der Lösung des Problems: Fahrradtourismus. Ich tue jedenfalls schon etwas dafür – und insgesamt fahren ja immer mehr Leute auch im Urlaub Fahrrad.
Jedenfalls war es dan nicht mehr weit bis Weikersheim. Dort dämmerte es schon stark als ich dort war. Auf dem Titelbild könnt ihr die schöne Alstadt von Weikersheim sehen. Bei Dämmerung sieht sie noch toller aus. Der Ort ist ein bekannter Weinort. Hier spricht man übrigens nicht schwäbisch, sondern hohenlohisch. Die Main-Franken-Region ist vom Dialekt her anders geprägt als das restliche Schwabenland.
DerTaubertalradweg von Weikersheim nach Wertheim: Radfahren im Dunkeln
Von Weikersheim bis Bad Mergentheim
Ab Weikersheim war es nun richtig dunkel. Und ich war erst bei Kilometer 40. Deshalb beeilte ich mich jetzt auch ein bisschen. Es sollte eben nun auch kälter werden. Ich wollte nicht zu lange durch die Nacht fahren, obwohl das ganze etwas Meditatives hat.
Fahrradfahrer waren übrigens auf der kompletten Strecke nur wenige unterwegs. Ich glaube ich habe 2-3 getroffen. Doch das schienen mir alles Leute zu sein, die eben vor Ort hier wohnen. Radtouristen traf ich um diese Jahreszeit keine.
Es ging nun weiter nach Bad Mergentheim. Ich war nun ca. bei Kilometer 50. Also das heißt, dass ich erst die Hälfte geschafft hatte.
In Bad Mergentheim kommt man auch direkt durch die Altstadt. Das ist recht schön an dem Taubertalradweg: Man fährt immer direkt durch die Altstädte durch und nicht so sehr an ihnen vorbei. So lernt man die Orte und Städte immer direkt kennen. Und beim Taubertalradweg haben diese alle einen mittelalterlichen Charme.
So auch Bad Mergentheim. Dort befindet sich in einem Schloss das Deutschordensmuseum. Dieser Orden, der deutsche Orden, war ein so eine Art katholisch-römische Rittergemeinschaft, die jahrhundertelang die deutsche Geschichte prägte. Hier in Bad Mergentheim, direkt am Radweg, ist das passende Museum dazu.
Von Bad Mergentheim nach Tauberbischofsheim
Es geht nun noch 25 Kilometer bis Tauberbischofsheim. Dabei kommt man auch durch Lauda-Königshofen, das sich eben in die Stadtteile Lauda und Königshofen aufteilt. Beide haben einen eigenen Bahnhof.
Bei Lauda steht „Lauda (Baden)“, worüber ich mich ehrlich gesagt etwas wunderte, weil ich hier eben nicht Baden vermutete. Damit assoziiere ich eben eher die Gegend um Karlsruhe. Aber hier scheint wohl auch Baden zu sein.
Von Tauberbischofsheim nach Wertheim
Jedenfalls sah ich nicht mehr viel. Nach Tauberbischofsheim, auch eine Stadt mit markanter Altstadt, gab es ohnehin nicht mehr viel zu betrachten. Das war reine Natur, reine Pampa. Bestimmt sehr schön – aber es war halt dunkel.
Ich wusste auch nicht mehr wo der Fluss (die Tauber) war – und nur dank GPS konnte ich mich orten. Was aber in der Gegend auch nicht immer funktionierte, weil ich manches Mal eben kein Netz hatte.
Aber egal. Intuitiv war ich auf dem richtigen Weg. Und oft gibt es hier Schilder. Man muss sowieso sagen, dass der Taubertalradweg sehr gut ausgeschildert ist. Das konnte man vom Mainradweg, den ich morgen fahren wollte, nicht so sagen. So gut wie der Taubertalradweg sind nicht viele Radweg ausgeschildert.
Endlich war ich dann in Wertheim. Das zieht sich aber auch etwas, weil die Stadt aus mehreren Teilorten besteht. Aber das richtige Wertheim erreichte ich schließlich. Auf den letzten 20 Kilometern gab es noch einige Hügel, die ich überwunden hatte. Ich war etwas fertig und kaputt.
Um halb 11 war ich schließlich da. Das Hotel hatte extra auf mich gewartet. Sehr nett. Ich war dort sowieso der einzige Gast heute Nacht. Um die Ecke hatte sogar noch ein Italiener auf.
Jedenfalls will ich diesen Radweg nochmals fahren. Aber unter anderen Bedingungen. Im Sommer oder Frühjahr, vielleicht andersherum – und dazu im Hellen!
Übrigens gibt es nicht nur diesen lieblichen Taubertalradweg, den ich gefahren bin, sondern auch einen sportiven, der etwas mehr über die umgebende Tauber-Landschaft entlang führt und insgesamt 160 Kilometer lang ist. Also viel länger als meine lockeren 100, die ich an diesem schönen, regnerischen und kalten Novembertag gefahren bin. Vielleicht ist der Sportive dann nächstes Mal fällig! Wer weiß!