Das war nunmehr meine letzte Rheinradweg-Etappe. Vorerst. Und zudem eine besonders schöne. Der Rheinradweg Rotterdam bzw. nach Rotterdam bietet krasse Natur, einen krassen Hafen, krasse Windmühlen und eine Großstadt mit erstaunlicher Architektonik.
Das Wetter allerdings war mir heute nicht hold. Bei meinem Start in der Altstadt Gorinchems war es trüb und es regnete immer wieder. Dazu hatte ich heute ziemlichen Gegenwind.
Später jedoch in Richtung Rotterdam sollte es wieder aufhellen. Es wurde sogar richtig schön und sonnig.
Wie fast immer fährt man in der Niederlande in Küstennähe auch Schiff, wenn man eine Radtour macht. Ich kenne diese „Wassertaxis“ noch aus meiner Europaradtour aus dem Jahr 2016.
Jedenfalls war es eine abwechslungsreiche Etappe. Weiter geht der Rheinradweg nicht. Der Rhein fließt in die Nordsee und über 1200 Kilometer Rheinradweg sind nun vorbei, sofern man in Andermatt gestartet ist.
Zur Übersicht möchte ich meine Rheinradweg-Etappen, die ich bisher gefahren bin, nochmals einzeln aufführen:
- 1. Etappe: Schaffhausen – Weil am Rhein
- 2. Etappe: Weil am Rhein – Kehl/Straßburg
- 3. Etappe: Kehl/Straßburg – Karlsruhe
- 4. Etappe: Karlsruhe – Ludwigshafen/Mannheim
- 5. Etappe: Ludwigshafen/Mannheim – Mainz
- 6. Etappe: Mainz – Koblenz
- 7. Etappe: Koblenz – Köln
- 8. Etappe: Bonn – Köln – Krefeld
- 9. Etappe: Krefeld – Kleve
- 10. Etappe: Kleve – Gorinchem
Rheinradweg Rotterdam 1: Von Gorinchem nach Kinderdijk
Von Gorinchem nach Sliedrecht
Nachdem ich in Sleeuwijk übernachtet habe (auf der südlichen Seite der Waal) fuhr ich nochmal die wenigen Kilometer bis Gorinchem, um mir die Stadt anzuschauen.
Denn Gorinchem hat eine schöne historische Altstadt mit einer Fußgängerzone, in der vorsichtige Radfahrer auch erlaubt sind.
Gorinchem hat noch einige sehr alte Häuser und das wunderbare historische Dalemer Stadttor.
Nachdem man die Stadt verlassen hat, fährt man nicht mehr an der Waal, sondern am Kanaal van Steenenhoek.
Überhaupt wird es jetzt unübersichtlich mit der Waal bzw. mit dem Rhein. Denn sie wird ab Gorinchem nun Boven Merwede genannt, das aber auch nur für ca. 9 Kilometer. Weiter geht es dann entlang der Beneden Merwede, eine weitere Fortführung des Rheins oder der Waal.
Ich weiß, es ist sehr verwirrend mit dem Rheindelta. Es ist eben nicht mehr nur ein durchgehender Fluss, sondern ein ganzes Bündel an Flüssen, die zusammenpassen.
Der nächste größere Ort war Sliedrecht. Nett ist auch, dass die Niederländer sehr offen sind. Sie sprechen einen eher an als in Deutschland.
Vielleicht war es auch Zufall, aber ich fand das sehr nett. Eine Niederländerin versuchte mir auf niederländisch wohl zu sagen, dass es kein gutes Wetter zum Radfahren wäre – bevor sie dann noch auf englisch wechselte.
Dazu gab es eine Niederländerin in Sliedrecht, die mir zu meiner Tour gratulierte und erzählte, dass sie mit dem Fahrrad nach Rom gefahren wäre.
Und eine andere Frau in Sliedrecht half mir dann noch eine Bank zu finden. Sehr nett, die Niederländer!
Sliedrecht ist eine Industriestadt, hat aber auch eine schöne und wohl – wegen des Regens begründet – ruhige Innenstadt.
Von Sliedrecht nach Kinderdijk
Der Weg, den ich nach Sliedrecht fuhr, war etwas improvisiert. Mein nächstes Ziel war nun Kinderdijk, von dem ich mit dem Schiff nach Rotterdam fahren würde.
Hier war es teilweise noch sehr ländlich. Es ging auf Feldwegen und durch das Dorf Oud-Alblas.
Zudem fährt man hier am Fluss Alblass entlang bis man gegenüber von Alblasserdam bis man dann entlang der Nieuwe Waterschap fährt.
Übrigens bin ich hier ab schon hinter Sliedrecht – wenn man die A15 überquert die Rijnfietsroute – Stedenroute gefahren. Die ist bis Rotterdam gut ausgeschildert.
Kurz vor Kinderdijk ist nun dieser schöne Kanal der Nieuwe Waterschap, der gegen Ende von Windmühlen gesäumt ist. Insgesamt 19 sehr gut erhaltene Windmühlen stehen hier.
Ich wusste gar nicht, dass ich hier sogar an einem UNESCO-Weltkulturerbe vorbeifahren durfte. Erkannte dies aber durch die vielen Touristen (viele davon asiatisch aussehend), dass das hier wohl etwas Besonderes wäre. Die Windmühlen sind wohl das bekannteste Windmühlen-Ensemble in der Niederlande. Und das will gerade was heißen in diesem Land!
Und das war es auch! Die Windmühlen sind so ein bisschen das Vorbild der Windkraftanlagen.
Rheinradweg Rotterdam 2: Von Kinderdijk über Rotterdam nach Hoek van Holland
Von Kinderdijk nach Rotterdam
In Kinderdijk musst ich – wie gesagt – erstmal ein Boot nehmen. Diese Wassertaxis gibt es nicht nur in Rotterdam überall, sondern in der gesamten Niederlande.
Leider nahm ich allerdings zuerst das falsche. Ich stieg in das Wassertaxi nach Krimpen aan de Lek ein und fuhr dann gleich wieder zurück als ich es merkte, dass ich mich vertan hatte.
Ich musste von Kinderdijk nach Ridderkerk, um dann dort südlich der Nieuwe Maas (Fluss) bis nach Feynoord einzufahren. Das liegt auch noch südlich des Flusses.
Von Feynoord aus gibt es dann eine spektakuläre Brücke, die über die Nieuwe Maas führt und über die man im Zentrum der Stadt Rotterdam landet.
Aber zuerst fuhr ich eben – jetzt endlich auf dem korrekten Wassertaxi – von Kinderdijk nach Ridderkerk. Das Ticket ist günstig, Fahrradmitnahme gar kein Problem und es fährt auch recht schnell.
Diese Wassertaxis sind hier vollkommen normal. Wenn man aus dem südlichen Binnenland Europas kommt wie ich kennt man so etwas kaum. Ohne diese Art von Taxis wären wichtige Verkehrsrouten für Radfahrer (fietser) und Fußgänger von wichtigen Wegen abgeschnitten. Sie sind also essentieller Teil der ausgetüftelten niederländischen Infrastruktur.
In Ridderkerk wird es schon städtisch bzw. vorstädtisch. Es liegen hier schon einige Siedlungen. Man muss etwas aufpassen, dass man den richtigen Radweg nicht verpasst. Es ist zwar alles gut ausgeschildert, aber durch die vielen Radwegemöglichkeiten muss man den richtigen finden.
Man fährt nun an der Nieuwe Maas (also an dem letzten Rheinarm vor der Nordsee), teilweise hinter Deichen, teilweise etwas entfernt vom Fluss.
Oud-Ijsselmonde heißt der Stadtteil, der direkt am Rhein liegt.
Man fährt auf das Fußballstadion von Feynoord Rotterdam zu. Interessanterweise befindet es sich gar nicht auf der Gemarkung von Feynoord, sondern gehört zu Oud Ijsselmonde (zumindest nach Google Maps). Dabei heißt ja der Verein „Feynoord“.
Von Rotterdam nach Hoek van Holland
Vom Stadion aus geht es eine gerade Straße direkt auf die Brücke zu. Es geht in Richtung Erasmusbrug oder Erasmusbrücke auf deutsch.
Hier fährt man schon auf Fahrrad-„Autobahnen“ (ich mag den Begriff nicht, aber mir fällt kein besserer ein). Also Extra-Straßen für Fahrräder, die auch bei viel Autoverkehr ein angenehmes Radfahren möglich machen.
Man fährt zuerst eine Brücke hoch, die Schienen überquert und dann geht es weiter in Richtung Fluss.
Es ist eine beeindruckende Infrastruktur, die die Niederländer hier hinlegen. Es hat hier wirklich richtig viel Verkehr an dieser Stelle. Und als Radfahrer kann man recht entspannt fahren. So was gibt es wahrscheinlich in keinem Land der Welt. Nicht mal in Kopenhagen bisher.
Nachdem man Hochhäuser passiert hat, kommt man endlich zum Fluss und darf die Erasmusbrug, die Erasmusbrücke erblicken. Diese ist eine wichtige Sehenswürdigkeit in Rotterdam.
Diese ist ein absolutes Wahrzeichen von Rotterdam und ragt auch aus dem Hochhäuser-Ensemble mit hinaus.
Sie sieht sehr beeindruckend aus und stylisch. Überhaupt ist Rotterdam sehr modern und in Teilen futuristisch (der Bahnhof beispielsweise).
Wenn man das mal mit der häßlichen Skyline Frankfurt am Mains vergleicht ist das wirklich ein Genuß.
Die Architektur hat ihre Ursache aber auch kraft der traurigen Geschichte von Rotterdam. Denn die Stadt wurde im 2. Weltkrieg von der Wehrmacht sehr zerstört. Insofern wurde auf den Trümmern, die meine bösen Vorfahren errichtet haben, hier etwas Großartiges erschaffen.
Etwas abseits vom Radweg befindet sich noch der alte Hafen von Rotterdam. Wenn man also sucht, findet man somit noch etwas altes Rotterdam. Den habe ich abe ehrlicherweise erst am nächsten Tag besucht.
Denn als ich in Rotterdam an der Kreuzung Hofplein war, sah ich, dass es jetzt noch 31 Kilometer nach Hoek van Holland wären. Ein ganzes Stück, dass ich so nicht erwartet hätte. Ich lass mich halt manchmal überraschen.
Mein Plan war es bis nach Hoek van Holland zu fahren und dann mit dem Schiff auf die gegenüberliegende Flussseite überzusetzen und dort zu übernachten.
Ich will es nicht verschweigen. Das habe ich nicht geschafft, weil ich zu spät in Hoek van Holland war. Es fuhr kein Schiff, kein Wassertaxi mehr. Um 19h fuhr das letzte.
Deshalb bin ich wieder zurück nach Rotterdam gefahren und habe mir dort ein Hotel genommen. Das hatte aber den Vorteil, dass ich noch in der Stadt flanieren konnte und mir z.B. den alten Hafen angucken.
Zuerst aber bin ich eben aus Rotterdam herausgefahren. Man kommt gleich nach der Kreuzung/dem Kreisverkehr am toll aussehenden Bahnhof an. Fast futuristisch ist die Architektur, wenn ich das richtig beurteilen kann.
Man fährt durch Schiedam und Vlaardingen. In letzterem war gerade Fahrrad-Feierabendverkehr. So fuhr ich in einem Pulk von fast 40-50 Fahrradfahrer*innen.
So etwas gibt es in Deutschland nicht bis kaum, aber in der Niederlande ist das normal. Man kann eben auch praktisch komplett von der Mitte Rotterdams bis nach Hoek van Holland rausfahren.
Schön schnuckelig und romantisch ist dann die Stadt Maassluis. Trotz dieser Schnuckeligkeit ist diese Stadt sehr von Industrie geprägt.
Denn gegenüber ist der Europoort. Das ist Europas größter und vielleicht auch wichtigster Hafen. Er macht Rotterdam zu einer Stadt der Arbeit.
Nach Maassluis fährt man an einer Bahnstrecke entlang (die zur Zeit meiner Radtour dort nicht aktiv war).
Anschließend fährt man noch direkt an der Küste entlang und sieht von Weitem den beeindruckenden Europoort.
Gereiht befinden sich hier Windkrafträder. Das sind wohl die neuen Windmühlen. Die Niederlande braucht wohl noch mehr davon, um auch eine komplette Energiewende hinzubekommen.
Ich finde diese Windräder übrigens sehr schön. Dazu fuhr ich in der Dämmerung, was den Nieuwe Waterweg – den letzten Ausläufer des Rheins – nochmal ganz besonders machte.
Die Sonne war am untergehen und sorgte für eine schöne Radfahrerstimmung. Viele Rennradfahrer waren noch unterwegs. Die überholten mich natürlich.
Das Bild dieses Blogpostes, das ist übrigens gegenüber vom Europoort aufgenommen. Ihr könnt also diese schöne Herbst-Abendstimmung auch genießen.
Nun fährt man noch am größeren Hafen von Hoek van Holland vorbei. Da stand gerade ein großes Kreuzfahrtschiff, das nach England unterwegs war.
Und wie gesagt: Als ich dann ankam war das letzte Schiff nach Maasvlakte schon weg.
Sodann musste ich also wieder zurück nach Rotterdam fahren und genoß noch das unkomplizierte Radfahren und die Abendstimmung der Stadt. Ein spontanes Hotel dort zu bekommen war vollkommen unproblematisch!
Fazit meiner Rheinradweg-Erfahrungen soweit
So endet mein Rheinradweg Rotterdam nun. Aber nicht nur der! Denn ich hatte jetzt die komplette Strecke von Schaffhausen bis Rotterdam geschafft. Zwar nicht am Stück, sondern in zwei 4-Tage-Etappen und einer 3-Tages-Etappe.
Allerdings fehlt mir noch das Schweizer Stück von Andermatt über den Bodensee (den ich dank des Bodenseeradwegs auch kenne) bis nach Schaffhausen. Sonst bin ich erstmal alles gefahren.
D.h. aber noch lange nicht, dass ich nie wieder Rheinradweg fahren will. Im Gegenteil. Ein Stück davon werde ich immer wieder fahren wollen. Dazu nehme ich mir irgendwann einmal vor das ganze am Stück und in 2 Wochen zu fahren.
Der Rheinradweg ist unglaublich abwechslungsreich – und gerade das niederländische Stück ist dank seiner tollen Infrastruktur ein absoluter Genuss. Und Rotterdam bzw. der Rheinradweg Rotterdam mochte ich ganz besonders.