Ein Plädoyer für Fahrradwegweiser – Besser als jede Karte

Dies ist ein flammendes Plädoyer für Fahrradwegweiser. Inzwischen, nach 2,5 Jahren intensivstem Radfahren, halte ich sie für die beste Navigation überhaupt.

Trotz aller fancy Apps und Maps sowie auch jeder alten Radwanderlandkarte. Ohne die Wegweiser geht es nicht. Im Zweifel sind sie die wichtigste Hilfe auf einer Tour. Und sie verwirren, wenn sie falsch oder gar nicht angebracht sind.

Vor kurzem habe ich ein Video gesehen von Radtouristikern in Tirol (Österreich). Einer davon plädierte dafür, keinen Schilderwald zu erzeugen, sondern mit bestehenden Apps und GPS-Systemen zu arbeiten.

Ich sehe das anders und ich bin ein Hardcore-Onliner, ein Hardcore-Smartphone-Nutzer. Nichts gegen gute GPS-Systeme und nichts gegen sehr gute Apps. Aber der gute alte Fahrradwegweiser kann im Zweifel immer noch am hilfreichsten sein.

Denn nur mit einem Wegweiser kann man sich rein an der Landschaft orientieren. Man hängt nicht am Computer, sondern man hängt an der Welt wie sie ist und einem gerade so erscheint.

Denn dieser ständige Wechsel zwischen Offline und Online kann auch nerven. Man fährt ja Rad, um die Landschaft zu genießen oder um sportlich voranzukommen.

Das einzige Digitale, was vielleicht Radwegweiser gut ersetzen kann, das ist ein Fahrradnavigationsgerät von Teasi oder von Garmin (ich habe eines von Teasi). Das führt einen im Zweifel sehr gut, kann aber eben auch ablenken.

Fahrradwegweiser - Wegweiser - Illerradweg
Fahrradwegweiser am Illerradweg bei Memmingen.

Radwegweisersystem Deutschland

Man muss wirklich sagen: Auch wenn die Radverkehrsinfrastruktur in vielen Städten in Deutschland noch schlecht bis miserabel ist, hat man Überland oft paradiesische Bedingungen.

Das komplette Radwegenetz in Deutschland ist wirklich gut und vielleicht eines der besten der Welt inzwischen. Das hat sich seit den 80er Jahren immer weiterentwickelt und man hat nun viele touristische Radwege, die ein schönes Netz bilden.

Gerade die Flussradwege haben die beste Beschilderung, aber es gibt auch wenig befahrene Nebenrouten, die oft gut ausgebaut sind.

Radwegweiser Fahrradwegweiser Isarradweg Wolfratshausen - München
Fahrradwegweiser am Isarradweg. Das Radwegenetzt in Bayern, aber auch in vielen anderen Teilen Deutschlands, ist sehr gut vernetzt.

Es ist also ein großer Unterschied, ob man das Rad als touristisches bzw. als sportliches Erlebnisutensil verwendet oder ob man Pendler ist und auf das Fahrrad setzt. Gerade als Pendler hat man immer noch seine Schwierigkeiten, weil man da auf den städtischen Verkehr setzen muss.

Hier würde ich in Deutschland einen groben Trennungsstrich ziehen. Erlebnisradfahrer: Hui – Pendler: Pfui – würde ich sagen.

Es gibt aber auch Länder, wo beides gut oder zumindest deutlich besser ist. In der Niederlande oder in Dänemark hat man es sowohl als Pendler als auch als Tourist viel einfacher.

Die Niederlande bietet über das gesamte Land eine einzigartige Radwegeinfrastruktur. Als Pendler hat man es hier in den Städten sehr  einfach, weil die Radfahrer überall mitgedacht sind.

Man hat hier an verkehrsreichen, auch innerstädtischen Hauptverkehrsstraßen wunderbare Bedingungen als Radfahrer. Oft kann man entspannt durchfahren, während Autopendler z.B. im Stau stehen. Das ist paradiesisch für Radfahrer.

Aber die Niederlande hat auch Überland viele Fahrradwegweiser und Radwegeinfrastruktur aufgebaut. Das besondere am Radverkehrssystem der Niederlande sind weniger die touristischen Radrouten, die es dort aber auch gibt. Viel eher ist das niederländische Punktesystem etwas Spezielles.

So hat hier das dichte Netz an Radfernwegen (so genannte LF-Routen, was für Landelijke Fietsroutes) überall sogenannte Knotenpunkte (niederländisch: knooppuntnetwerk). Jeder Knotenpunkt hat dadurch eine Nummer, die mit einer übersichtlichen Strecke verbunden ist und an einem anderen Knotenpunkt endet.

Als Deutscher oder Nicht-Niederländer ist das vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber bei näherem Hinschauen ist es praktisch, da hier eben alles mit allem verbunden ist und es kaum Lücken gibt.

So kommt man mit dem Fahrrad in der Niederlande eben überall hin. Oft werden an den Knotenpunkten noch weitere Infos wie Sehenswürdigkeiten ausgewiesen.

Fahrradwegweiser Rheinradweg Basel
So sehen Fahrradwegweiser in der Schweiz aus. Hier in Basel gesehen.

Auch die Schweiz ist durch ihre Nationalen Velorouten und viele regionale Routen sehr gut erschlossen für Radfahrer. Es gibt zwar oft nicht so viele spezielle Fahrradwege wie in der Niederlande, aber oft ist hier auch der Verkehr geringer. Ausbaufähig sind aber noch Städte wie Zürich, wo die Straßenbahn den Radfahrern oft im Weg steht.

Was ich aber sehr gerne mag, sind die vielen Fahrradwegweiser in der Schweiz. Ich gehe aus meiner Erfahrung heraus davon aus, dass dieses System dichter ist. Es gibt mehr Fahrradwegweiser als in Deutschland.

Nur im Alpenraum ist es natürlich schwieriger für Radler – sowohl von der Topografie als auch vom Verkehr. Oft gibt es dort oben auf den Bergen keine eigenen Radwege. Man muss sich die Wege mit Autos teilen. In der Schweiz herrscht also Licht und Schatten, was Radfahren anbelangt.

Aber die Radwegweiser, die sind absolut super! Und rot!

2 Gedanken zu „Ein Plädoyer für Fahrradwegweiser – Besser als jede Karte“

  1. Warum kein melde app für beschädigte Wegweiser? Mit Foto und meldung an eine Zentrale , die anhand vom GPS die Meldung am zuständigen Landkreis weiter leiten können. Auch nicht begehbare Radwege wegen Hochwasser oder andere Sperrungen können so gemeldet werden.

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