Den Hohenzollern-Radweg fand ich irgendwie heftig genial. Ich bin letztes Jahr über 4.000 Kilometer Radwege gefahren und man denkt dann: Naja, irgendwie wiederholen sich die Dinge.
Doch beim Hohenzollern-Radweg war das anders. Zwar kannte ich gerade im Prinzip alle Städte und Dörfer, an denen ich auf der 1. Etappe gefahren bin. Ich kannte auch den Schönbuch, den Neckarradweg und den Museumsradweg.
Und doch war irgendwie alles anders, weil die Orte auf so kreative Weise verbunden sind. Man fährt hier abseits der Mainstream-Routen durch Wälder, Feldwege und abgelegene Straßen und berührt dennoch wichtige historische Orte wie das ehemalige Kloster Bebenhausen oder die Burg Hohenzollern.
Jedenfalls ist es spannend so die Perspektive zu wechseln. Der Schönbuch zwischen Aichwald und Bebenhausen sieht aus wie ein Herr-der-Ringe-Wald. Dazu kam ich am Schloss Roseck in Unterjesingen vorbei.
Das ist zwar nur wenige Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Dennoch kommt man hier nie vorbei und das kam ich auch nicht in den letzten Jahren.
Ich muss einfach sagen: Ich liebe diesen Fernradweg. Er ist zwar teilweise ziemlich anstrengend und bergig, aber die schönen Landschaftserlebnisse machen diese Anstrengung mehr als wett.
Vom Start des Hohenzollern-Radwegs in Esslingen zurück in meine Heimatstadt Tübingen (Bebenhausen, Schönbuch, Hohenentringen, Unterjesingen)
Von Esslingen nach Aichtal
Zuerst fuhr ich mit dem Zug von Tübingen nach Esslingen. Das dauert meist unter einer Stunde. Da der 6. Januar war, also Heilige Drei Könige, so war es sehr ruhig.
Fast keine Menschenseele in der Stadt. Ich bin in die schöne Stadt mit ihren Fachwerkhäusern kurz reingefahren. Wer noch mehr Bilder sehen will, der kann das tun, indem er auf meine Beschreibung des Neckarradwegs liest.
Der Radweg beginnt aber nun – zumindest offiziell – nicht in der Esslinger Innenstadt, sondern in Oberesslingen. Man durchquert dabei am Neckar entlang den Merkelschen Park und landet kurz nach Verlassen des Parks an einer Brücke.
Diese ist schon in Oberesslingen. Man fährt dann über zwei Neckarinseln. Die erste beherbergt das Eisstadion – die zweite den Tierpark Nymphaea. Doch an denen beiden bin ich nur vorbei und habe Denkendorf angepeilt.
Das nächste Stück an Denkendorf vorbei ist jetzt nicht so spannend, weil man einfach auf einem Radweg an der Straße fährt. Doch dann folgt ein schöner Wald, den ich so noch nicht kannte. Er führt weiters weg an Neuhausen auf den Fildern vorbei.
Durch den Sturm ein paar Tage früher gab es hier noch umgeknickte Bäume. Ein Baum versperrte sogar den kompletten Weg auf der Waldstrecke.
Das ganze ist mir auch eine wichtige Erinnerung: Wenn man viel Fahrrad fährt, sollte man nicht die Natur herausfordern. Wenn es halt mal stürmt oder zu arg regnet oder blitzt, dann sollte man lieber eine Pause einlegen, bevor man sich selbst irgendwie in Gefahr bringt.
Doch heute war keine Gefahr. Trotz Niederschlagsankündigungen war das Wetter einfach super!
Von Aichtal nach Tübingen
Man streift nun Aichtal, wobei man hier ein Stück Museumsradweg fährt. Ein Stück also, dass ich von meiner September-Tour schon kannte. Nur da bin ich die andere Richtung (von Weil der Stadt kommend in Richtung Nürtingen) gefahren.
Ich weiß noch, dass ich mich hier über das komische Schild gewundert hatte, dass 4.. Kilometer nach Rottenburg anzeigt. Warum Rottenburg? Hier in Aichtal? Der Grund war einfach der Hohenzollern-Radweg, der hier eben entsprechend den Weg gen Süden anzeigt.
Doch bevor Rottenburg folgte nun noch Tübingen und Dettenhausen. Der Weg durch östlichen Schönbuch zwischen Aichtal und Dettenhausen ist wunderschön!
Er ist nicht weit von meiner Heimat Tübingen entfernt – und doch bin ich ihn noch nie gefahren. Das war eben was ich oben meinte: Ich lernte das, was ich eigentlich kannte, also Dettenhausen und den Schönbuch, neu kennen, weil ich eben just an diesem Ort noch nicht war.
Der Wald hier hatte etwas Herr-der-Ringe-mäßiges. Es hatte die Tage zuvor viel geregnet und alles war überschwemmt. Das machte das ganze sehr märchenhaft.
Und anschließend kommt man schließlich nach Tübingen und davon zuerst in den Teilort Bebenhausen.
Der Hohenzollern-Radweg von Tübingen zur (dunklen) Burg Hohenzollern bei Hechingen bis nach Bisingen
Von Tübingen nach Rottenburg
Bebenhausen ist nur ca. 5 Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Also, ich hätte auch hier direkt starten können. Dann hätte ich aber das Bisherige wie z.B. den märchenhaften Schönbuch-Wald nach Dettenhausen verpasst!
Von daher: Ich wollte den kompletten Weg gerne fahren. Nachdem man aus dem Schönbuch kommt, fährt man erst die Straße entlang (auch wieder auf einem Fahrradweg) nach Bebenhausen.
Dann ist man wieder im Schönbuch. Das hier ist dann die Mainstream-Strecke des Schönbuchs. Hier hat es im Frühjahr und Sommer viele Spazierer und Fahrradfahrer. Aber auch Jogger.
Doch eben gar im Winter ist hier etwas los. Eine sehr beliebte Strecke für den Feiertags-Spaziergang, will man meinen. Und zwar bis nach Saurucken ist die Strecke sehr beliebt. Das Wildgehege ist hier. Man kann hier sogar Wildschweine begutachten.
Deshalb meine ich: Die Strecke ist fantastisch komponiert. Irgendeine Rad-Tourismusbehörde hat hier wunderbare Arbeit geleistet. Man kommt hier an schönen Attraktionen – kulturellen wie naturgemäßen – vorbei.
Ach ja, übrigens: Saurucken ist schon Entringen, was der Hauptort des Kunst-Ortes Ammerbuch ist. Diesen Ort berührt man also auch auf dem Hohenzollern-Radweg.
Nach Saurucken geht es erstmal bergauf. Man landet anschliessend, wenn man den Berg überwunden hat, beim Schloss Hohenentringen. Hier kann man auch einkehren, wenn man möchte. Es gibt hier Gastronomie.
Gleich danach geht es wieder auf holprigem Waldweg berg herunter. Man quert hier Tübingen an einer spannenden Stelle. So bin ich noch nie durch meine Heimatstadt Tübingen gefahren. Eine interessante Perspektive, die mich in diesem Moment faszinierte.
Man kommt dann am Schloss Roseck vorbei, das man bei der Abfahrt nun sehr gut sehen kann. Wobei das Schloss Roseck leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist, sondern privatisiert wurde unlängst. Ganz früher gab es hier wohl auch Gastronomie.
Jedenfalls ist es interessant, dass ich hier ganz in der Nähe einmal wohnte und dennoch nie mir das Schloss Roseck angeschat hatte.
Man fährt nun über eine Hauptstraße des Ortes Unterjesingen, der eben auch noch zu Tübingen gehört. Man ist dann gleich wieder auf den Feldern und steuert nun direkt schon Rottenburg an.
Die Feldwege sind hier auch wieder etwas hügelig. Auf und ab. Doch es ist noch alles machbar im Gegensatz zu dem, was kommt, wenn es bald an die Schwäbische Alb geht.
Von Rottenburg nach Bisingen bei Hechingen
Das katholische Rottenburg hat eine schöne Innenstadt mit großem Marktplatz, durch den man durchfährt. Direkt am Bistum und kurz darauf am Rathaus vorbei.
Ich weise an der Stelle auch auf eine Tour nach Horb hin, die ich letztes Jahr gemacht habe (im Winter) und dabei auch durch Rottenburg kam.
Man fährt jetzt interessanterweise nochmal ein Stück am Neckarradweg entlang und ist nun direkt am Neckar.
Doch bei Bad Niedernau geht es dann links ab in Richtung Weiler (gehört auch noch zu Rottenburg, Rottenburg hat viele kleine Teilorte). Ganz schön war, dass ich kurz vor Weiler noch einen kleinen Hof gefunden hatte, der direkt auf dem Weg lag, wo man Honig kaufen konnte.
Ich nahm gleich ein Glas mit. Sehr guter Honig kann ich nur sagen! Falls ihr dort vorbeikommt nehmt ruhig einen mit.
Nach Weiler und später nach Bodelshausen geht es nun heftig bergauf. Das war schon anstrengend und man spürte das man jetzt auf die Alp kam.
Problem auch: Es war jetzt schon dunkel. Ich würde also von der bald erscheinenden Burg Hohenzollern, die auch das Wahrzeichen des Hohenzollern-Radwegs ist nichts mehr sehen können.
Der Berg nach Bodelshausen war schon heftig – so in der kalten Nacht. Zwar nicht ganz so kalt, aber man spürte es schon.
Nun ging es wieder herunter nach Bechtoldsweiler. Hier begrüßte mich gute schwäbische Blasmusik. Und durch den Wald fuhr man dann nach Hechingen-Stein.
Direkt auf das dortige Römermuseum zu. Dafür ist Stein ja bekannt. In den 70ern wurde hier eine römische Villa vom damaligen Bürgermeister entdeckt.
Die wurde restauriert und hier ist jetzt ein richtiger Römer-Schwerpunkt entstanden. Schade, dass es schon dunkel war. Aber als Kind war ich hier gerne – und sehr fasziniert von der Römerzeit.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Hechingen. In Hechingen war ich dann verwirrt aufgrund des Schilderwaldes.
Der Hohenzollern-Radweg – das muss man schon sagen – ist nicht immer perfekt ausgeschildert. Vor Aichtal gab es Lücken, jetzt hier in Hechingen war es wieder etwas unklar. Manche Schilder sind wohl schon etwas älter. Doch dennoch muss ich sagen: relativ gut ist der Radweg schon ausgeschildert, da habe ich schon Schlimmeres erlebt.
Ich checkte dann mein Teasi-Fahrradnavi*, das mich zu meiner Unterkunft nach Grosselfingen führte. Das war etwas außerhalb von Bisingen, das ich dann erst am nächsten Tag zu Gesicht bekommen sollte.
Ich hoffte darauf, die Burg Hohenzollern sehen zu können, wurde aber aufgrund des Nebels am nächsten Tag enttäuscht.
Doch die wirklich sehr tolle Tour auf dem Hohenzollern-Radweg, die machte wirklich alles wett. Eine wirklich spannende, abwechslungsreiche und verkehrsarme Tour. Etwas anspruchsvoll aufgrund der Anstiege. Aber man wird definitiv belohnt!