Nachdem ich tags zuvor noch hauptsächlich den Rennsteigradweg gefahren war und ich ab Eisenach größtenteils den Zug genommen hatte, sollte meine Thüringer Städtekette jetzt so richtig losgehen.
14 Kilometer war ich von Eisenach nach Sättelstädt gefahren, um dann mit dem Zug nach Erfurt zu gelangen.
Ich würde die Etappe von Eisenach über Gotha nach Erfurt aber gerne nochmals nachholen. An jenem Tag hat es aber nicht sollen sein.
Jedenfalls war mein Startpunkt heute der Bahnhof Erfurt und das Ziel war Gera. Dazu würde ich noch über die beiden interessanten Städte Weimar und Jena kommen.
Vor allem Weimar ist ja wegen Goethe sehr bekannt und ist außerdem eine interessante Kulturstadt. Dazu kommt noch viel Natur und Wald. Insbesondere im 2. Teil der Etappe erlebt man das, wenn man durch Jena längst durch ist.
Vom Hauptbahnhof Erfurt über Weimar bis nach Jena
Wie gesagt, kann man direkt am Hauptbahnhof Erfurt mit der Thüringer Städtekette einsteigen.
Zuerst ließ ich mein Fahrrad an der dortigen Fahrradstation aufpumpen. Dort am Bahnhof ist nicht nur ein großer Fahrradparkplatz, sondern auch ein Fahrradladen. Der dortige Fahrradmechaniker pumpte nicht nur kostenlos (ich gab natürlich Trinkgeld!) meinen Radreifen wieder auf, sondern gab mir auch den wertvollen Tipp, dass mein Reifen etwas kaputt wäre.
Der kaputte Radreifen kam von meiner Fahrt über gröbsten Schotter und über Gestein. Der Rennsteigradweg führt eben über solche Wege. Fahren konnte ich aber mit dem Reifen noch.
Nach dem Start am Erfurter Bahnhof geht es dann noch etwas durch die Innenstadt Erfurts, wobei man schon sehr gut auf die Wegweiser aufpassen sollte.
Denn es gibt immer wieder Richtungswechsel, bevor man diese schöne Stadt irgendwann passiert. Ich mag ja Erfurt insgesamt. Schöne Altstadt-Gebäude, Kopfsteinpflaster und eine lebendige Stadt begrüßt einen hier. Dazu gibt es eigentlich gute Fahrradwege und man hat viel Platz.
Was ich aber nicht mag und wo ich mich extrem unsicher fühle: Auf einer Spur mit der Straßenbahn zu fahren. Ich finde dort, wo die Straßenbahn ist, sollte man extra Radwege anbringen. Das fühlt sich einfach sicherer an. Es ist nicht angenehm, wenn hinter einem eine Straßenbahn her fährt. Außerdem muss diese ja auch den Fahrplan einhalten.
Nun gut. Nachdem man aber die Stadt verlassen hat, wird es sehr ruhig und man fährt über flache Wege bis nach Azmannsdorf.
Ortsausgangs sind es von Erfurt nach Weimar noch 22 Kilometer. Die wollte ich möglichst schnell erreichen. Denn insgesamt waren es heute ca. 110 Kilometer, die ich absolvieren wollte.
Zwischen Azmannsdorf und Vieselbach fährt man auf der Straße, um dann nach links abzubiegen. Auf allen Karten im Netz sollte man geradeaus fahren. Doch der Wegweiser führte an der Hauptkreuzung in Vieselbach ganz klar nach links.
Das war auch richtig. Denn nachdem man nach links gefahren war, ging es rechts über ruhige Feldwege nach Wallichen und Niederzimmern. Niederzimmern besteht übrigens teilweise aus Häusern mit Backsteinen. Sehr schön.
Nun fährt man an einem See entlang mit Namen Talsperre Hopfgarten. Man kommt nach Hopfgarten und fährt dann das letzte Stück über ruhige Asphaltwege, um dann in einen Vorort von Weimar – nach Tröbsdorf zu gelangen.
In Weimar selbst schließlich kommt man dann am Goetheplatz an. Man ist also mitten in der Stadt nun.
Wenn man das Goethe-Schiller-Denkmal sehen will, so muss man nochmals nach rechts abbiegen. Hier kommt man auf einen schönen Platz, wo ganz in der Mitte die beiden prägenden und berühmten Dichter stehen.
Der Platz heißt einfach Theaterplatz, da sich hier das Deutsche Nationaltheater befindet. Hier machte ich eine kurze Pause auf einer Bank. Ein 94-jähriger Mann wollte sich auch auf die Bank setzen, so dass ich Platz machte.
Er erzählte mir sein Alter und dass er früher auch mit dem Mofa durch die Gegend gefahren ist. Vor 50 Jahren, wie er sagte. Er war sehr freundlich. Solche Begegnungen hat man halt nur, wenn man auch mal ein paar Fahrradtouren macht! In Thüringen zum Beispiel!
Doch ich musste weiter. Der Weg führt jetzt erstmal aus Weimar heraus. Nach einem kurzen Stück Kopfsteinpflaster landet man dann an der Ilm. An einem schönen Park fährt man hier entlang.
Man fährt hier also auch ein kleines Stück Ilmtalradweg. Wenn man möchte, kann man an diesem also hier weiterfahren.
Nach Weimar folgt dann Oberweimar, wo ich dieses Bild von der Ilm gemacht habe:
Es geht nun noch ein Stückchen weiter bis Mellingen. Doch in Mellingen verlässt man endgültig die Ilm.
Nachdem man bisher über einen Fahrradweg gefahren ist, der am Feld entlang führt, wechselt man ab Mellingen auf die Straße. Problem ist auch, dass es dann schon etwas bergauf geht.
Ab Großschwabhausen darf man dann wieder bergab fahren. Interessanterweise gibt es also auch in Thüringen eine Art „Schwaben“, zumindest aber eben ein „großes Schwabhausen“.
Der Radweg nach Jena hinein ist dann zwar immer noch an der Straße, aber es geht eben bergab. Die Thüringer Städtekette ist eben kein flacher Flussradweg, sondern hat durchaus ihre Steigungen und Abfahrten.
Wenngleich die Städtekette natürlich nicht mit so einem schwierigen Radweg wie dem Rennsteigradweg vergleichbar ist. Aber, was ich lerne: Die Topografie in Thüringen ist alles andere als vollkommen flach!
Nun kommt man in Jena an nach der Abfahrt und landet in einer sehr belebten Stadt. Diese ist nicht nur für Carl Zeiss bekannt, aber der Name wirkt eben schon stark.
Auch in Jena muss man stark auf die Wegweiser der Thüringer Städtekette achten, sonst verfährt man sich. Ich schaffte es aber.
Ortsauwärts fährt man an einem zu dieser Zeit sehr viel frequentierten Radweg entlang. Bei mehr Fahrradverkehr muss man zwar mehr aufpassen. Andererseits ist das natürlich gut für mich und für unser Land.
Denn je mehr Leute fahrradfahren, desto eher wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Politik diese Radler erhört. Dadurch würden dann auch die Fahrradwege wiederum ausgebaut werden.
Jedenfalls hatte man hier teilweise einen sehr schönen Ausblick, wenn man nach links schaute.
Auch prägend für Jena sind dann ortsauswärts die vielen Plattenbauten. Die waren sehr schön hergerichtet.
Ich mag das ja nicht so, wenn Leute Plattenbauten als häßlich bezeichnen. Ich empfinde das überhaupt nicht so pauschal. Wenn man unten einen Spielplatz hinbaut und diese Bauten renoviert werden, so hat man eine wunderbare Lebensqualität. Das ist vielleicht nicht überall so, aber ich habe auch schon gerne in Plattenbauten übernachtet.
Die Schönheit der Thüringer Städtekette: Von Jena bis Gera
Von Jena bis Gera sind es dann noch nicht mehr als 60 Kilometer. Ich hatte also durchaus noch ein Stück vor mir – und nicht unbedingt ein einfaches Stück.
Nachdem man durch die Ortsteile Jenas durch ist und im Süden der Stadt gelandet ist, geht es jetzt weiter ostwärts gen Stadtroda.
Entlang der A4 und der L1077 gibt es auch einen Fahrradweg, von dem aus man die Autostraßen nur selten sieht. Man fährt durch Laasdorf und kommt schließlich in Stadtroda an. Dieses aber streift man auch nur. Ich hatte jetzt keine Zeit noch in die Stadt selbst zu schauen, so dass ich gleich weiter bin.
Nun kam der anstrengenste Teil der Etappe. Zwischen Stadtroda und Hermsdorf fährt man durch einen wunderschönen Wald an einem idyllischen Fluss entlang.
Was aber nicht so idyllisch ist, das ist die entsprechende Anstrengung, die man dafür aufwenden muss. Denn es geht meistens bergauf. Über Schotter fährt man hier. Da ich noch etwas kaputt war vom Rennsteig-Radweg, war das für mich auch nochmal mehr anstrengend.
Nachdem man bergauf durch eine Schrebergartenanlage gefahren ist, erreicht man dann Hermsdorf und fährt von dort aus in 2 Kilometern nach Bad Klosterlausnitz und Weißenborn.
Von Weißenborn fährt man links ab, um dann wieder in der reinen Natur zu landen. Erst kommt man hier an der Meuschkensmühle vorbei. Es folgen noch einige andere Mühlen.
Das wichtigste aber ist fahrradfahrtechnisch, dass es jetzt wieder bergab geht. Und zwar ziemlich. Durch idyllische Natur fahren und sich ausruhen – endlich einmal!
Eine andere Mühle, die es hier gibt, das ist die Froschmühle. Man sieht sie auf dem Bild:
Am Ende landet man auf einem schönen Asphaltweg und fährt über diesen nach Hartmannsdorf ein. Nach einem Kreisverkehr geht es an der Straße entlang. Es folgt Caaschwitz, in das man von der Straße links einbiegt.
Und wieder landet man in der Idylle. Dieses Mal darf man noch den Elsterradweg fahren. Ein eigener Flussradweg, dem man nun bis nach Gera folgt.
Schön fand ich noch, dass ich in Bad Köstritz vorbeikam. Ich bin wirklich ein großer Fan des Köstritzer Bieres. Vor allem mag ich das dunkle sehr gerne.
Der Radweg der Thüringer Städtekette und gleichzeitig auch der Elsterradweg führen unmittelbar hinter der Brauerei vorbei! Was für ein Erlebnis für einen Bier-Fan!
Nun geht es an der Elster einfach weiter und man erreicht schon nach ein paar Kilometern Gera. Hier herrscht noch richtiges Ost-Feeling vor.
Während man das Gefühl hat, in Jena „geht“ noch richtig was, ist Gera deutlich ruhiger. Besonders in den Abenstunden war hier wenig los.
Dennoch gibt es hier noch richtig beeindruckende Gebäude. Wie hier das Theater Gera „Großes Haus“. Das Theater vereinigt verschiedene historische Stile und beherbergt Theater und Konzerthaus in einem.
Auch befindet sich in der Stadt das Otto-Dix-Haus. Dies ist das Geburtshaus dieses Künstlers, das heute ein Museum ist.
Man merkt also, dass die Stadt durchaus etwas hermacht, aber dennoch scheint sie etwas verlassen zu sein. Das liegt daran, dass sie seit der Wende viel an Bevölkerung verloren hat.
Jedenfalls hatte ich es nach Gera geschafft nach 110 Kilometer. Die Thüringer Städtekette hat sowohl kulturell als auch, was Natur angelangt, einiges zu bieten. Ich mag Thüringen als Radfahrland sehr!