Die 2. Etappe meiner kurzen Radtour durch Norddeutschland startete wesentlich ruhiger. Während ich am 1. Tag den Radfernweg Hamburg-Bremen von Hamburg aus gestartet hatte, war ich nun im ruhigen und ländlichen Klein-Meckelsen.
Größer könnte der Widerspruch nicht sein. Einmal die Weltstadt Hamburg, die durch ihren Hafen schon lange mit der ganzen Welt verbunden ist, und einmal das niedersächsische Niemandsland. Klein-Meckelsen hat gerade mal um die 900 Einwohner.
Als Radfahrer ist es aber natürlich einfacher und stressfreier auf dem Land radzufahren und zu starten. Denn bis man aus so einer Stadt draußen ist, das dauert einfach immer eine Weile. Und man verfährt sich eigentlich jedes Mal.
Das Problem hat man nicht, wenn man sich auf dem Land befindet. Meine heutige Etappe sollte allerdings wieder in die nicht ganz so streßige und große Stadt Bremen gehen. Ich war noch ca. 85 Kilometer von ihr entfernt.
Von Klein-Meckelsen im niedersächsischen Niemandsland ins Künstlerdorf Fischerhude
Beginn war morgens und in ziemlicher Ruhe in Klein-Meckelsen.
Zuerst würde es nach Kuhmühlen gehen, das Teil des Ortes Groß-Meckelsen ist. In den eigentlichen Ort Groß-Meckelsen kommt man jedoch nicht hinein, wenn man strikt dem Radweg folgt.
Paradoxerweise ist Groß-Meckelsen von der Einwohnerzahl her kleiner als Klein-Meckelsen.
Man kommt nach wenigen Kilometern an einen Bahnübergang. Das Besondere an Kuhmühlen ist es, dass dort noch ein Bahnhof ausgewiesen ist, der aber nicht mehr von Personenzügen angefahren wird. Dennoch kann man sich ein Ticket nach Kuhmühlen kaufen. Dies aber gilt für den Bus. Echt seltsam das!
Nur wenige Kilometer durch den Wald vom Bahnübergang Kuhmühlen entfernt ist dann der eigentliche Ort Kuhmühlen. Das ist ein ruhiger Ort mit einem schönen See. Das Ambiente lädt hier sofort zum Verweilen ein!
Man kann dort auch im Restaurant zur Klostermühle essen. Früher war hier wohl mal ein Kloster, aber das scheint lange her zu sein.
Jedenfalls wäre hier eine Übernachtung sicherlich auch sehr gemütlich gewesen, schätze ich. Weiter ging es nun durch ein bisschen Wald, aus dem man dann aber bald wieder heraus kam.
Nächstes größeres Ziel war dann schließlich Zeven. Spektakuläres gibt es bis dorthin nicht zu berichten. Dennoch war der Radweg hier sehr schön.
Mal geht es durch den Wald, mal ganz simpel an der Straße entlang. Man kommt auch über den Fluss Oste kurz hinter Groß-Meckelsen-Kuhmühlen.
Besonders fande ich noch die Kirche in Heeslingen. So eine alte Kirche mit Backsteinen oder irgendwelchen anderen Steinen. Ich kenne mich nicht aus – ich habe nur einen Eindruck!
In Zeven nun fährt man gemütlich durch die Fußgängerzone. Noch 64 Kilometer bis nach Bremen sagt das Schild nun. 20 Kilometer davon ungefähr habe ich also heute schon geschafft. Sehr gut!
In der Fußgängerzone Zevens, ist Fahrradfahren im langsamen und vorsichtigen Tempo erlaubt. Hier konnte man gut einkaufen gehen. Aber in dem Moment zumindest war ich gut versorgt.
Der folgende Abschnitt ging nun an der Straße entlang. Ich bin schon Schöneres gefahren, aber der Radweg ist hier recht gut.
Es folgen Aspe, Wistedt und Wehldorf. Wistedt ist nicht zu verwechseln mit Wilstedt mit „l“, was noch später auf dem Weg kommt. Das hat mich zumindest verwirrt. Wilstedt mit „l“ ist schon so 20 Kilometer näher an Bremen als Wistedt.
Hier ist der Radfernweg Hamburg-Bremen zwar unspektakulär, aber schön. Die Dörfer waren wieder voll mit Klinkerbauten. Flach und windig war es heute. Manchmal recht heftig windig, aber ich hatte oft Rückenwind.
Das Wetter war also nicht mehr so gut wie gestern, aber schon noch recht gut. Wer aber im Norden nicht mit Sturm und Wind rechnet, der hat irgendwas falsch gemacht. Kleinen Nieselregen gab es auch, aber der zog dann wieder vorbei.
Es folgt Nartum, Winkeldorf und Vorwerk. Vorwerk hat nichts mit den Staubsaugern zu tun. Der Name erinnerte mich zumindest daran. Die Staubsaugerfirma jedoch wurde ursprünglich in Wuppertal gegründet und die Gründer hießen halt so.
In Vorwerk fiel mir ein Granitstein auf, an dem man auf dem offiziellen Radfernwerg Hamburg-Bremen unmittelbar vorbeikommt. Diesen Granitstein hatte ein Bauer auf seinem Feld entdeckt und er ist hier jetzt öffentlich ausgestellt.
In dem eben genannten nächsten Ort nach Vorwerk Wilstedt ging ich im dortigen Spar-Supermarkt doch noch einkaufen. Denn ich musste. Gestern war Sonntag gewesen und ich hatte dort meine Vorräte fast aufgebraucht. Am nächsten Tag würde dann der 1. Mai sein. Und da der Tag der Arbeit eben ein Feiertag ist, brauchte ich für unterwegs etwas zu essen.
Das Wetter wurde jetzt wieder deutlich besser und sonniger. Ich verließ nun den Landkreis Rotenburg an der Wümme. Ein sehr großen Landkreis ist das mit eben Rotenburg an der Wümme als Hauptort.
Der nächste Landkreis ist nun Verden, in dem ich aber vor allem den Ort Fischerhude als Ziel hatte. Ansonsten würde ich ja gleich wieder herausfahren, um nach Bremen zu gelangen.
Der Weg hier war auf kurzen Abschnitten noch schlammig bis sandig. Dazu traf ich kurz vor Fischerhude sogar auf Hühner, die freilaufend sich auf dem Weg befanden. Sehr lustig!
Den Radfernweg Hamburg-Bremen geschafft: Von Fischerhude in die Hansestadt Bremen
Zu den Kilometern nochmals. Von Wilstedt bis nach Bremen sind es noch ungefährt 35 Kilometer. Zuerst sind es noch 12 Kilometer nach Fischerhude. Von Fischerhude wären es dann noch 23 Kilometer bis Bremen an den Bahnhof.
Fischerdorf gilst als Künstlerdorf. Das sah man auch sofort. Wenn man in den Ortsteil Bredenau hineinkommt, befindet sich linker Hand gleich ein Künstlermuseum des Künstlers Otto Modersohn. Es wird einfach Modersohnmuseum genannt.
Ein Künstler, der von 1865 bis 1943 gelebt hat. Er war vor allem durch seine Landschaftsgemälde bekannt.
Aber auch sonst befinden sich in dem Ort viele Galerien. Seit 1908 hatte sich der Ort zu einer Künstlerkolonie entwickelt, was heute noch seine Bedeutung hat. Auch die spätere Frau von Rainer Maria Rilke – Clara Rilke-Westhoff – lebte hier.
Das Rilke-Haus in Fischerhude ist also nicht nach dem berühmten Dichter, sondern nach seiner Frau, die Bildhauerin war, benannt. Im Rilkehaus befindet sich ein Café. Das heißt einfach „Café im Rilkehaus“. Dort kommt man unmittelbar vorbei am Radfernweg Hamburg-Bremen. Im Gegensatz zum Modersohnmuseum, zudem man es ein paar hundert Meter weiter hat.
Übrigens, wen es interessiert, der Prinz von Preußen wohnt in Fischerhude mit seiner Familie. Wäre Deutschland noch ein Kaiserreich, dann wäre er der Boss! Deutschland würde von Fischerhude aus regiert.
Allerdings bin ich doch ganz froh über unsere Demokratie und bevorzuge sie doch gegenüber der Monarchie – ehrlich gesagt.
Ein gemütliches Dorf ist Fischerhude und wenn man sich für bildende Kunst interessiert, kann man dort sicherlich eine Weile verweilen.
Jedenfalls ist es jetzt nicht mehr weit nach Bremen, wenn man aus Fischerhude wieder heraus ist. Nur so 20 Kilometer noch.
Man fährt jetzt nah an der Wümme und könnte so auch jetzt den Wümmeradweg fahren. Es ist echt noch ein wunderbarer Abschnitt des Radfernwegs von Hamburg nach Bremen.
15 Kilometer vor dem Ziel in Bremen ist man noch auf dem platten Land. Man sieht Kühe. Das waren sozusagen die ersten Bremerinnen und Bremer, die ich begrüßen durfte!
Bei Kuhsiel verlässt man schließlich die Wümme und biegt links ab. Man fährt im Prinzip einfach nur gerade aus nach Bremen hinein. Zuerst folgt man dem Kuhgraben. Einem Kanal, der zur Wümme fließt.
Als ich daran vorbeifuhr, waren gerade Kanuten unterwegs. Sah mir nach Training aus.
Bremen hat sehr gute Radwege. Ich genoß es sehr nach Bremen hineinzufahren. Viel schöner als aus Hamburg herauszufahren. So hatte der Radfernweg Hamburg-Bremen ein tolles Ende für mich.
Am Ende geht es noch naturnah durch den Bürgerpark, durch welchen man auch super mit dem Fahrrad kommt. Ein sehr schöner, gemütlicher Park – und das eben ganz in Stadtnähe.
Anschließend muss man nur einem Kreisverkehr folgen und landet am Ende auf dem Vorplatz vor dem Bremer Hauptbahnhof. Das ist der Willy-Brandt-Platz.
Dort war dann das Ende. Ich hatte den wirklich schönen und enspannten Radfernweg Hamburg-Bremen geschafft. Nur der Anfang in Hamburg war etwas streßig. Das ist halt einfach pure Großstadt dort.
Gut, etwas besser ausgeschildert könnte der Radfernweg Hamburg-Bremen zwar sein. Schilder gibt es überall. Manchmal aber etwas verwirrend.
Dennoch bin ich dankbar, dass ich diesen schönen Radweg weitgehend durch Niedersachsen genießen durfte!