Nicht für jedes der 16 deutschen Bundesländer findet man ausführliche Informationen für die Radwegenetze, aber bei manchen schon. Der Radwegebau wird in Teilen von Deutschland trotz Klimakrise immer noch stiefmütterlich behandelt.
Jedoch gibt es auch hier und dort Fortschritte. Wie zum Beispiel der Radweg R1 in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt kann man sagen, dass das Gesamtnetz aber noch nicht weiterausgebaut wurde. So gibt es wohl nur insgesamt 40.000 Kilometer Radwege in Deutschland. Fürs Auto sind es über 800.000 Kilometer, um das ins Verhältnis zu setzen.
Radwegenetz Baden-Württemberg: 7.000 Kilometer
In Baden-Württemberg wird schon einiges für das Image des Fahrads getan. Immerhin gibt es einen gemeinsamen „Brand“ für das Radwegenetz, welches 7.000 Kilometer umfasst und 700 Kommunen miteinander verbindet.
Teilweise muss man sagen werden einfach bestehende Radwege abgebildet wie der Neckarradweg, der Mainradweg oder der Rheinradweg
Allerdings richtet sich das Radwegenetz in Baden-Württemberg von der Zielsetzung her immerhin auch an Alltagsradler. Die meisten anderen Radwegenetze haben eine touristische Ausrichtung. Das ist gut, aber eben nur ein Aspekt des Radfahrens.
Insbesondere die Landeshauptstadt Stuttgart steht, was Radverkehr anbelangt, besonders schlecht da. Dabei ist sie eigentlich eine Mobilitätshauptstadt. Ich fände das etwas peinlich, wenn ich dort Oberbürgermeister wäre.
Bayernnetz für Radler: 9.000 Kilometer
In Bayern richten sich 125 Themenrouten über 9.000 Kilometer primär an touristische Radler. Das Netz ist gut ausgebaut, aber vor allem im ländlichen Raum. In den großen Städten gibt es meiner Ansicht nach deutlichen Verbesserungsbedarf.
Dennoch ist das einheitliche Beschilderungssystem durchaus ein Vorteil. Als sehr großes Bundesland sind natürlich die Radwege nicht überall gleich ausgebaut. Dennoch hat man in jeder Teil-Region Bayerns eigentlich gute Fernradwege wie den Donauradweg, den Altmühltalradweg, den Mainradweg oder den Bodensee-Königssee-Radweg im Voralpenland.
Radwanderland Rheinland-Pfalz: 5.400 Kilometer beschildert
Auch das Radwanderland Rheinland-Pfalz ist vor allem ein touristisches Projekt. Leider ist es durch das Hochwasser 2021 in Mitleidenschaft gezogen worden, wird aber hier und dort schon wieder aufgebaut. Insbesondere im Ahrtal kann man aber noch nicht fahren.
Insgesamt 10.000 Kilometer umfasst das Radnetz in Rheinland-Pfalz. Das wird schon als „Qualitäts-Hauptnetz“ beschrieben, was immer das bedeutet. 5.400 Kilometer sind dort beschildert.
NRW Radroutenplaner: Um die 18.000 Kilometer
So ein richtig einheitliches Netz gibt es in NRW von der Vermarktung her nicht. Dennoch findet man einen Radroutenplaner.
Allerdings wird in NRW ein Knotenpunktsystem eingeführt. Das gibt es bisher nur vergleichbar so in der Niederlande. Meine Erfahrungen waren noch negativ, aber das mögen Kinderkrankheiten sein. Insgesamt ist ein Knotenpunktsystem eine feine Sache!
Insgesamt soll das Radnetz in Nordrhein-Westfalen um die 18.000 Kilometer umfassen. Mit kommunalen Netzen soll es sich sogar um 20.000 Kilometer handeln.
Niedersachsen: 11.000 Kilometer
Niedersachsen vermarktet sich was den Radverkehr anbelangt als Reiseland. Auch hier liegt der Fokus auf dem touristischen Radreisen, weniger auf dem städtischen Radreisen.
Es wird von 11.000 Kilometer gesprochen, was das Radnetz auf Radfernwegen anbelangt. Eine richtig gute Webseite, die das alles zusammenfasst, habe ich aber nicht gefunden. Hier kann noch einiges ausgebaut werden.
Mecklenburg-Vorpommern: 2.658 Kilometer Radwege entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen
Leider zählt Mecklenburg-Vorpommern nur die Radwege auf, die entlang von Bundes-, Land- und Kreisstraßen entlang führen. Das sind aber nicht unbedingt immer die allerschönsten, um das mal so zu sagen.
Dazu gibt es ja noch Radwanderwege, die auch in Mecklenburg-Vorpommern reichhaltig vorhanden sind. Schließlich gibt es hier nicht nur den Ostseeküstenradweg, sondern auch den Oder-Neiße-Radweg.
Diese Tabelle legt noch dar, wie viele Radwege es entlang von Bundesstraßen, Landesstraßen und Kreisstraßen gibt. Ich komme hier auf 2658 Kilometer.
SachsenNetz Rad: 5.176 Kilometer
Beim SachsenNetz Rad spricht man von 5.176 Kilometern, die in regionale Routen und Landesfernradwege aufgeteilt sind. Für das Flächenland ist das schon ganz gut.
Auch hier ist der Fokus auf Tourismus und nicht aufs städtische Radeln. Die großen Städte Leipzig und Dresden haben noch Potential nach oben. Dennoch ist natürlich der Elberadweg hervorzuheben.
Thüringen: Nur Radroutenplaner: 1.700 Kilometer Radfernwege
So eine richtig gute Seite, die den Radverkehr in Thüringen zusammenfasst, gibt es noch nicht. Ich würde sagen, dass man dieser Quelle Glauben schenken kann, dass Thüringen als kleines Flächenland 1.700 Kilometer Radfernwege innehat.
Thüringen ist sehr grün und durchaus bergig. Da sind diese 1.700 Kilometer schon ganz gut. An der ein oder anderen Stelle in der Stadt, z.B. in der Hauptstadt Erfurt gibt es aber deutliches Ausbaupotential.
Berlin
In Stadtstaaten hat natürlich das Radwegenetz eine andere Funktion. Wie viele Kilometer hier es genau gibt, habe ich nicht gefunden. Einige Fernradwege führen ja durch Berlin wie der Berlin-Kopenhagen-Radweg.
Fazit
So richtig vergleichbar ist das zwischen den Bundesländern alles noch nicht. Die Radwegenetze werden zumindest im Internet sehr unterschiedlich dargestellt und das ganze gleicht eher noch einem Flickenteppich.
Ein Bundesradbeauftragter könnte hier mal eine Einheitlichkeit und auch Vergleichbarkeit herstellen. Natürlich haben die Bundesländer schon rein geografisch ganz andere Voraussetzungen und nicht alles ist vergleichbar.
Aber mir ist es noch oft unklar, was jetzt an Kilometern gezählt wird. So hat Rheinland-Pfalz sogar 50.000 Kilometer aufgeführt. Diese seien nicht beschildert. Wahrscheinlich wird da jeder holprige Schotterweg dazu gezählt.