Wie viel Geld kostet eine Radreise?

Genauso wie die Frage, ob Radfahren ein teures Hobby ist, kann man die Frage nach den Kosten für eine Radreise beantworten. Es kommt darauf an!

Es gibt sicherlich für fast jeden Geldbeutel die Möglichkeit, eine Radreise zu absolvieren. Ich abstrahiere jetzt mal, was ein Fahrrad kostet, das habe ich unter diesem Link schon beantwortet. Dabei möchte ich auf die alltäglichen Kosten kommen:

Essen in Maribor Polenta
Bei Radreisen im Restaurant essen ist teuer, kann aber außerordentlich lecker sein.
  1. Transport und Bahnfahrt: Mit dem 49-Ticket kommt in Deutschland inzwischen ziemlich weit. Aber auch für den Fernverkehr gibt es günstige Tickets von unter 50€. Nur muss man eben im Fernverkehr immer die Reservierung mit beachten. Das internationale und nationale Fahrradticket kostet derzeit 9€ (Stand 2023/34). Alternativ kann man sein Fahrrad auch mit dem Auto transportieren, wofür man einen teuren Ständer benötigt. Dazu muss man das Benzingeld mit einberechnen (oder bei einem E-Auto Stromgeld), was auch immer teurer wird. Insofern ist man dauerhaft wahrscheinlich mit der Bahn günstiger, allerdings ist sie oft nicht pünktlich und unzuverlässig.
  2. Essen: Fürs Essen gibt es mehrere Möglichkeiten: a.) Mitnehmen, b.) Kochen, c.) im Restaurant/im Imbiss essen. Letzteres ist sicherlich das teuerste, wobei man das auch justieren kann. Wenn man viel bei Imbissen ist, so kann man durchaus sparen. Vorteil bei Restaurants ist, dass man die lokale Küche besser kennenlernt und so auch etwas Kulturelles mitnimmt. Möglichkeit b.), das Kochen, setzt eine gewisse Infrastruktur voraus. Man benötigt einen Gaskocher. Das ist eher für Camping-Radler das richtige. a.) muss man sowieso tun, egal, in welchem Stil man fährt. Denn das wichtigste beim Radfahren ist das regelmäßige Essen. Wer keine Energie mehr hat, der riskiert einen Hungerast, so dass er gar nicht mehr weiterfahren kann. Zum Mitnehmen empfehlen sich Riegel und Gels, aber auch Schokolade, Bahnen, Äpfel, Kartoffeln. Hier kann man auch viel Sparen, indem man weniger Fertigware mitnimmt.
  3. Schlafen & Unterkunft: Ein wichtiger und seit Corona- und Energiekrise deutlich größerer Kostenfaktor ist die Unterkunft. Wenn man eher der gemütliche und Komfort-orientierte Radler ist, so kommt man nicht ohne Hotels oder Pensionen aus. Eine Übernachtung für unter 50€ zu finden ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, doch es gibt noch Möglichkeiten, sofern man auf etwas Komfort verzichtet. Wenn man zu zweit reist, geht es dann besser, da man sich ein Doppelzimmer teilen kann. Der Abenteuer-Radler setzt eher auf das Zelt und Campingplätze. Auch Wild-Übernachten ist möglich, wobei man hier in Deutschland sehr eingeschränkt ist. Es ist fast nirgendwo erlaubt. Ein Zelt fallen dann als Kosten an, aber dafür eben viel geringere Übernachtungskosten. Einige günstige bzw. sogar kostenlose Möglichkeiten, um auf Radreisen zu übernachten, gibt es auch. Diese muss man aber genau auskundschaften. Z.B. wenn man die vom ADFC unterstützten Dachgeber nutzt oder Warmshowers.
  4. Reparatur: Bei jedem Fahrrad geht mal etwas kaputt. Auch der Verschleiß ist ein Thema. Schlauch, Mantel (des Fahrradreifens), Bremsbeläge, Kette und Kassette müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Man kann hier Geld sparen, indem man selbst lernt, Fahrräder zu reparieren. Durch Youtube-Tutorials geht so etwas ziemlich gut, auch muss man dazu viel Ausprobieren. Es ist noch ganz anders als beim Auto, auch heutzutage kann man am Rad noch viel reparieren. Nur bei E-Bikes würde ich regelmäßig zum Händler gehen. Dreistellige Beträge für Radreparaturen sind nichts Ungewöhnliches und müssen beim Radreisen mit einkalkuliert werden.

Beispielkalkulation einer Radreise von München nach Bozen

Das ist meine Kalkulation einer Radreise auf dem München-Venedig-Radweg 2023. Reparatur hatte ich hier nichts, da nichts kaputtging. Aber natürlich gab es Fahrtkosten, Kosten für Unterkünfte und das Essen (Supermarkt & Restaurant). Vor allem die Unterkunft in Bozen hat richtig reingehauen, aber zum Zeitpunkt meiner Buchung gab es nichts anderes mehr. Dafür war sie großzügig und mit gutem Fahrradraum ausgestattet.

Insgesamt war die Radreise nicht günstig und man bekommt das sicherlich günstiger hin, aber ich war an dieser Stelle sehr an Komfort interessiert!

PostenKosten
Bahnfahrt Tübingen-München (inklusive Fahrradmitnahme) (DB)26,90€
Bahnfahrt Bozen-Tübingen (DB)56,20€
Bahnfahrt Fahrradmitnahme Bozen-Tübingen (ÖBB)11,30€
Unterkunft in München (Deutschland)92€
Unterkunft in Achenkirch (Österreich)83€
Unterkunft Brenner/Brennero (Italien/Südtirol)62€
Unterkunft in Bozen (Italien/Südtirol)139€
Supermarkt München14,74€
Supermarkt Achenkirch17,49€
Essen München11,05€
Imbiss Brenner5€
Sterzing Mittagssnack14,90€
Bozen Restaurant40€
Eis in Bozen3€
577€
Bissone - Blick auf den Luganer See mit dem Gravelbike. Nord-Süd-Route-Schweiz im Tessin.
Radreisen in der Schweiz (hier: Luganer See) sind wohl am teuersten in Zentraleuropa.

Die Kosten für Radreisen von Land zu Land sind unterschiedlich…

Beachten muss man noch: Je nach Land können die Kosten für eine Radreise natürlich vollkommen unterschiedlich sein. Für Europa habe ich einmal aufgelistet, welche Länder ich als eher teuer und welche ich als günstiger empfinde:

Teure Länder

  • Schweiz (dafür eines der besten Fahrrad-Länder)
  • Dänemark
  • Schweden
  • Norwegen
  • Finnland
  • Irland
  • Luxemburg

Etwas teurere Länder

  • Frankreich
  • Belgien
  • Niederlande
  • Vereinigtes Königreich

Durchschnittlich teure Länder

  • Deutschland
  • Italien
  • Spanien
  • Polen
  • Österreich
  • Slowenien

Günstige Länder in Europa

  • Portugal
  • Griechenland
  • Tschechien
  • Slowakei
  • Estland
  • Lettland
  • Litauen

Sehr günstige Länder in Europa

  • Polen
  • Kroatien
  • Albanien
  • Ungarn
  • Bulgarien
  • Rumänien
  • Montenegro
  • Nordmazedonien
  • Serbien
  • Bosnien-Herzegowina
  • Kosovo