Wie klappt die Fahrradmitnahme mit dem ICE oder IC (Fernverkehr)?

Generell ist die Deutsche Bahn ja derzeit wegen Verspätungen sehr in der Kritik. Viele möchten unter diesen Umständen das Fahrrad nicht im ICE oder IC, also im Fernverkehr, mitnehmen. Der Autor dieses Blogs, der Radtouren-Checker, nimmt schon seit einigen Jahren (seit 2017) das Fahrrad auf Radreisen mit.

Wenn man also ein paar Tricks beachtet, etwas Geduld hat, dann ist die Mitnahme des Fahrrades eigentlich kein Problem. Insgesamt sind die Erfahrungen natürlich nicht immer perfekt, aber seit 2017 bin ich auf unzähligen Radreisen am Ende immer am Zielort angekommen.

Meine Tipps zur Fahrradmitnahme im ICE und IC sind die folgenden:

Fahrradmitnahme mit dem ICE – wie viel kostet es?
Im ICE & IC gilt Reservierungspflicht für Fahrradmitnahme.
  1. Das wichtigste ist: Fahrradstellplatz im Voraus reservieren. Denn im Fernverkehr gilt anders als im Nahverkehr Reservierungspflicht.
  2. Am besten, wenn das einem möglich ist, bestellt man den Fahrradstellplatz schon weit im Voraus. Ein Zeitraum von 3-8 Monaten würde ich hier einplanen (vor allem im Sommer, im Herbst/Winter kann man spontaner buchen). Dann ist das Ticket auch noch günstiger und man bekommt auf jeden Fall einen Platz. Im Sommer kann es manchmal recht schwierig sein, noch einen Fahrradplatz kurzfristig zu bekommen. Auf den Hauptstrecken, z. B. via Köln, hat man oft keine Chance mehr.
  3. Umsteigezeiten kann man im Vorfeld anpassen und ausweiten. D.h., sollte man nur 5 Minuten zum Umsteigen haben, laut Bahn-App oder laut bahn.de, so empfiehlt es sich, diesen Zeitraum zu verlängern. Wie man das anpasst, habe ich in diesem Artikel zu Umstiegszeiten erklärt.
  4. Bedenke: Regionalzüge kann man zeitlich flexibel anpassen, selbst wenn man keinen Flexpreis hat (sondern nur einen Sparpreis oder Super-Sparpreis)! Laut den Bestimmungen der Deutschen Bahn kann man beispielsweise einen früheren Regionalzug nehmen. Das geht, da dort die Fahrradmitnahme nicht verpflichtend ist, meist ohne Probleme. Bei einem Sparpreis oder bei einer Fahrradreservierung ist nur das Entscheidende, dass man den Fernzug (ICE/IC) nehmen muss. Es empfiehlt sich oft einen früheren Zubringer-Regionalzug zu nehmen, damit man diesen Zug mit Rad-Reservierung nicht verpasst.
  5. Falls es doch mal zu Problemen kommt, da man einen Fernzug wegen Verspätung verpasst hat, gibt es auch noch Tricks. Man kann beispielsweise sein Rad auseinanderbauen, dann gilt es als Gepäck und nicht mehr als Fahrrad. Das ist natürlich vielen nicht möglich, so dass das nicht immer eine Alternative ist. Ansonsten könnte man in einen Zug einsteigen, der keine Radmitnahme hat oder schon ausgebucht ist. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass man einfach in den ICE/IC geht und spontan schaut, ob man noch hereinkommt. Manche Schaffner sind da tolerant, sofern es eben noch Plätze frei hat. Sollten in einem nächsten Bahnhof viele Radfahrende mit Reservierung einsteigen, muss man wieder aussteigen, aber vielleicht ist man dann schon näher am Ziel.
  6. Mit der neuen App, dem neuen System Next-Bahn, kann man sogar Fahrradtickets ohne weiteres Zugticket buchen. Das ist seit 2023 ganz neu (beim ÖBB oder SBB ging das schon viel länger). Man muss also nicht mehr zum Schalter und kann spontan noch anders buchen. Nachteil ist nur, dass man nochmal 9 € für das Fahrradticket im Fernverkehr zahlen muss. Wenn man aber auf einen Anschlusszug angewiesen ist, sind diese 9€ das kleinere Übel wie ich finde (und es auch schon so umgesetzt habe im Jahre 2023).
  7. Was in der Praxis nicht funktioniert: Formal muss man, wenn man den Zug wegen Verspätung verpasst hat, zum Schalter gehen (oder seit 2023 eben mit Next-Bahn ein Ticket kaufen, was das Leben sehr vereinfacht). Das hat bei mir aber noch nie geklappt, weil es lange Schlangen gibt und oft ewig nach einer Lösung gesucht wird. Da sind Züge dann oft schon weggefahren.
  8. Nahverkehr als Alternative checken: Manchmal kann man den Nahverkehr als Alternative checken, das dauert dann länger, aber oft bekommt man so bequemer zum Ziel, da hier die Radmitnahme nicht verpflichtend ist.
Fahrradtaschen im Fahrradabteil unbedingt immer abmachen.
Bitte die Taschen immer abnehmen, falls noch jemand anderes mit dem Rad kommt!

Wen man schließlich im Zug ist, eine kleine Netiquette:

  1. Gepäck vom Fahrrad abnehmen: Das gilt auch im Nahverkehr. Es ist sehr egoistisch, wenn man das Gepäck vom Fahrrad nicht abnimmt und andere dann nicht mehr hereinkommen. Da geht es nicht nur Fahrräder, sondern Rollstuhlfahrer und Kinderwägen. Leider gehört das für viele Radfahrer und vor allem E-Biker (wie ich leider oft erfahren muss) nicht nur Netiquette.
  2. Fahrrad auf den reservierten Platz platzieren. Sonst entsteht Chaos an den nächsten Bahnhöfen. Die Reservierung und der Platz hat schon einen Sinn. Oft sind dann Radfahrende, die später einsteigen, sehr verwirrt, was zu Problemen führt.
  3. Wenn man den reservierten Platz hat, kann man sein Fahrrad auch abschließen. An Bahnhöfen wie Frankfurt am Main sollte man aber kurz gucken, da eben dort der Zug oft länger hält und manchmal Menschen durch den Zug gehen und Gepäck klauen.
  4. Entspannt kann es auch sein, das Fahrrad als Gepäck mitzunehmen. Dazu muss man es aber auseinanderbauen, was oft schwer sein kann. Dann muss man vieles nicht beachten, aber braucht eben eine entsprechend große Gepäckablage. Eine gute Transporttasche ist dann ebenfalls vonnöten.
ICE der Deutschen Bahn – Wie geht die Fahrradmitnahme?
Schöner ICE.

Mit diesen Tipps sollte es durchaus möglich sein, ihre Fahrradmitnahme sicher und bequem in einem ICE oder IC zu organisieren.

Wer über den Fernverkehr hinaus noch etwas über die Fahrradmitnahme mit der Bahn lesen möchte, der kann meinen ausführlichen Artikel über meine Erfahrungen mit der Bahn lesen.