Bis nach Magdeburg-Herrenkurg war ich gekommen und hatte am Vortag im Parkhotel Dorint-Herrenkrug übernachtet. Heute war eine Monster-Etappe zu fahren. Mein Gravelbike war ja in der Werkstatt und so musste ich die ungefähr 150 Kilometer bis nach Wittenberge mit dem schwereren Reiserad fahren.
Aber ich war gut vorbereitet und war schon früh am morgen am Start. Am Ende würde ich fast im Dunkeln in Wittenberge ankommen. Natürlich hätte ich das lieber mit dem Reiserad gefahren, aber manchmal geht es einfach nicht anders.
Die Etappe von Magdeburg nach Wittenberge ist abwechslungsreich, aber gleichzeitig durch eine große Ruhe geprägt. Hier trifft man auch bei gutem Wetter oft kilometerweit niemanden. Dennoch hat man manchmal Reiseradler, die wie ich mit schweren Gepäcktaschen unterwegs waren.
Besonderes Highlight ist der Blick auf die Stadt Tangermünde. Havelberg mochte ich gerne. Doch dort war ich schon einmal.
Besonders war das Stück durch grünes Gelände hinter Havelberg. Trotz schönster Natur und trotzdem der Elberadweg eben einer der beliebtesten Radwege Deutschlands ist, war hier wirklich gar nichts los. So eine Ruhe auf einem solch durchgehenden asphaltierten Radweg neben der Elbe hat man selten. Das war wahrscheinlich das schönste Stück dieser Elbe-Radweg-Etappe.
Doch fangen wir ganz von vorne an. Wer weitere Elberadweg-Etappen nachlesen will, findet diese hier:
Meine Etappe am Vortag:
Andere Elbe-Radweg-Etappen, die ich vor 2022 gefahren bin, finden sich an dieser Stelle:
- Von Rathenow über Havelberg nach Lenzen (Fernradweg Berlin-Hamburg/2018)
- Von Lenzen nach Lauenburg-Buchhorst (Fernradweg Berlin-Hamburg/2018)
- Von Lauenburg nach Hamburg (Fernradweg Berlin-Hamburg/2018)
- Von Dresden nach Dommitzsch (2020)
- Von Dommitzsch nach Dessau (2020)
Von Magedeburg nach Tangermünde
Magedburg hatte ich am Vortag ja schon erkundet. Jetzt war ich am Ende der Stadt in Herrenkrug. Die Etappe startete mit einer Fahrt durch einen Park. Frühmorgendliche Jogger waren schon unterwegs.
Da ich 150 Kilometer vor mir hatte, musste ich genau und präzise planen. 100 Kilometer schaffe ich auch mal „so“, bei 150 ist das schon schwieriger.
Nachdem man ein paar Kilometer nach Herrenkrug am Park gefahren war, kam nun ein Stück direkt an der Elbe. Der Elberadweg ist hier wunderschön. Man hat zudem weitgehend einen guten Asphalt-Belag unter den Rädern.
Es war Frühjahr und ich fuhr zum Teil über blühende Rapsfelder. Es gibt zudem gute Möglichkeiten eine Pause zu machen und sich unterzustellen am Wegesrand.
Zunächst fährt man über eine Brücke über einen Fluss unweit von Lostau. Dann kommt man wieder ganz nah an die Elbe. Man blickt auf eine Elbebrücke, muss dann aber abbiegen, um an Hohenwarthe vorbei zu kommen.
Ab Hohenwarthe geht es nun „gefühlt“ etwas weg von der Elbe, wobei man in ihrer Nähe bleibt. Diese macht auch einen Knick in östlicher Richtung. Der Radweg führt aber hier etwas südlich der Elbe am Mittellandkanal entlang.
Auf einem richtig breiten Asphaltweg kann man hier richtig Kilometer machen. So ein Radweg macht für Speed-Enthusiasten auch mal etwas Spaß.
Man überquert schließlich die Schleuse Hohenwarthe und entfernt sich vom Mittellandkanal. „Hohenwarthe Siedlung“ heißt passend der nächste Ort.
Nach der nächsten Schleuse, der Schleuse Niegripp geht es in Richtung des gleichnamigen Ortes.
Durch die Weite der Landschaft hindurchfahrend gelangt man erst nach Niegripp und anschließend hat man wieder Natur vor sich. Das Ziel ist jetzt aber die Fähre nach Rogätz zu bekommen, um auf die ander Seite überzuschiffen.
Ich war nicht der einzige Radler hier, ein Gravel-Radler mit weniger Gepäck überholte mich, er hätte mich auch ohne Gepäck überholt.
Doch die Elbe sorgte dafür, dass wir beide warten mussten. Wieder kommt man für schmales Geld über die Elbe und hat einen super Blick auf den Fluss.
In Rogätz ist man nun. Dort gibt es ein paar schöne Gebäude mit Ziegeln, eine recht normale Siedlung hier an der Elbe.
Eigentlich fährt man jetzt wieder über einen Radweg unweit der Elbe. Aber der war gesperrt, so dass ich bis Sandkrug auf die Straße ausweichen musste.
Ab dort war ich wieder auf einem Radweg und es ging sogar ein Stück durch den Wald.
Bei Bertringen kommt man raus und ab dann folgt ein Stück Elberadweg, was ich schwierig in Erinnerung hatte. Eigentlich lässt es sich hier gut fahren und die Landschaft ist auch schön. Aber, wenn man durch die nun folgenden Dörfer fährt, hat man erstens viel Kopfsteinpflaster und überland war der Radweg mit vielen Wurzeln unter dem Asphalt gesäumt.
Ohne Federung am Rad ist das natürlich nicht so angenehm. Aber ich kam dennoch voran. Lustig war, dass in der Nähe wohl gerade ein Oldtimer-Treffen war und mir Ständig Oldtimer begegneten.
Nach Bertringen folgt Kehnert, Sandfurt, Ringfurt, Bittkau, Grieben, Schelldorf und Buch. Auf diesem Abschnitt sieht man die Elbe selten hervorblitzen, das soll man erst wieder kurz vor Tangermünde tun.
Das Gute ist aber immerhin, in der Regel hat man einen Radweg. Als sehenswert würde ich die Holzwindmühle in Grieben beschreiben. Es gibt halt auch in den kleinsten Dörfern immer etwas zu sehen!
Hinter Buch fährt man dann weg von der Straße und hat einen wunderschönen Radweg voll von Natur vor sich. Der Radweg ist vor allem in Richtung Tangermünde dann gut asphaltiert, so dass man Speed geben kann.
Eine Baum-Allee umrahmt das am Ende wunderbar und noch wunderbarer, wenn es das gibt, gefiel mir dann Tangermünde. 66 Kilometer hatte ich jetzt von Magdeburg-Herrenkrug aus gesehen schon geschafft.
Von Tangermünde nach Havelberg
Tangermünde hat mich ästhetisch umgehauen. Man fährt unterhalb der mittelalterlich anmutenden Stadt vorbei entlang der Promenade. Die ist zwar leider ein Parkplatz, aber dennoch ist es wunderschön hier zu fahren.
Oberhalb der Promenade befindet sich die Stadt, die mit einer Mauer abgegrenzt wird.
Die Kirche aus Stein ragt heraus und überhaupt ist das ganze Ensemble von Gebäuden wunderschön.
Einige Leute waren hier auch unterwegs. Es ist halt auch schön, hier zu flanieren. An der Elbe befindet sich auch eine Radfahrertränke. Natürlich kommen hier am Elberadweg viele Radfahrer vorbei. Gerade hier ist es besonders zu fahren.
Direkt an der Elbe geht es schließlich weiter. Unterhalb des Schlosses fährt man vorbei. Nach einer kurzen Fahrt an der Promenade fährt man aber hinauf auf die Straße.
Es geht dann an der Straße entlang, einen richtigen Radweg gibt es nur teilweise, aber man fährt auf einem breiten Gehweg entlang.
Hier überholten mich (als ich kurz pausierte) eine große Gruppe E-Biker*innen. Es zeigt sich also: Einiges los schon im Mai!
Es geht dann weiter an der Straße bis nach Hämerten. Das ist ein kleiner Ort mit Fachwerkhäusern und einem schönen spitzen Turm mit schwarzen Steinen.
Man fährt auf Asphaltwegen in Richtung Storkau (Elbe), wo es einen Park und ein Schloss gibt. Geradeaus geht es nach Arneburg.
Ich erinnere mich noch, dass es recht heiß war. Am Ortseingang von Arneburg gibt es dann eine Fahrradstation, was natürlich praktisch ist. Eine junge Frau pumpte ihr Fahrrad auf und dreht es dazu komplett um. Ich weiß zwar nicht warum, aber das war zumindest ein interessantes Konzept.
In Arneburg war die Beschilderung nicht ganz optimal. Die Stadt sieht aufgeräumt aus und hat wunderbare Fachwerkhäuser. Viel war hier nicht los.
Jetzt fährt man nach links, noch weiter von der Elbe weg. Auf einer Straße (oder Chausee) geht es raus aus der Stadt. Man fährt nun einmal um das ehemalige, geplante, aber nicht verwirklichte AKW Stendal herum. Das liegt direkt an der Elbe und das sieht man auch deshalb nicht vom Elberadweg aus.
Über Straßen mit wenig Verkehr fährt man durch Dörfer wie Groß Ellingen und Hohenberg-Krusemark. Hinter Hohenberg-Krusemark in Richtung Schwarzholz fährt man kurz über einen engen Nebenweg. Vom kleinen Schwarzholz aus geht es schließlich durch den Wald.
Es folgt Kirch-Polkritz mit eben einer Kirche. Teilweise fühlt man sich hier gar nicht mehr auf dem Elberadweg, da der Weg so eng ist. Aber man ist vollkommen richtig!
Hinter Kirch-Polkritz gibt es dann einen Hinweis auf das „Gefecht bei Altenzaun“, das hier 1806 stattgefunden hat und im Kontext der Kriege zwischen Napoleon und Preußen zu verstehen ist. Die Preußen mussten sich damals wohl geschlagen geben.
Weiter geht es über die Gemeinde Rosenhof zum Büttnershof. Dort hat man nun zwei Möglichkeiten, den Elberadweg zu fahren. Entweder man fährt zur Hansestadt Werben (Elbe), was ich nicht tat, oder man fährt, indem man die Fähre nimmt nach Havelberg.
Ich wollte nach Havelberg, die Werben-Möglichkeit will ich in der Zukunft aber auch einmal ausprobieren. Dann bleibt man erstmal südlich der Elbe. Nach Werben wären es noch 11 Kilometer gewesen, nach Havelberg sind es 8 Kilometer.
Nun kann man sich noch den süßen Büttnershof anschauen und fährt dann über eine breite Straße bis zur Fähre nach Sandau.
Die Fähre war gleich da und ich überquerte die imposante und schöne Elbe. Sandau ist geprägt durch einen großen Backsteinturm aus roten Ziegeln.
Bald ist man aus der Stadt draußen und hat einen tollen Radweg, der Königsallee. Der führt einen dann direkt nach Havelberg an der Elbe.
Von Havelberg nach Wittenberge
Havelberg kannte ich schon von vorhergehenden Touren. Die Altstadt liegt auf einer Insel und man hat einen wunderschönen Blick auf diese. Den Fluss, den man vor der Stadt sieht, das ist aber die Havel und nicht die Elbe.
Auf dem Berlin-Hamburg-Radweg bin ich 2018 hier vorbeigekommen. Ab Havelberg ist dieser Radweg mit dem Elberadweg identisch.
Allerdings war damals der Radweg entlang der Havelmündung in die Elbe gesperrt. Ich musste auf der nördlichen Seite der Elbe außen herum fahren. Das war auch ok, aber eben nicht so schön wie das idyllische Gebiet zwischen Havel und Elbe.
Vor dem schönen Anblick der Stadt fährt man hier nach links. Man kommt als gar nicht auf die Havelberg-Insel.
Dort begrüßt einen rechter Hand das Haus der Flüsse, das über den Zusammenfluss und die Fauna und Flora in diesem schönen Gebiet unterrichtet.
Ein kurzer Blick von außen auf das Haus der Flüsse tätigte ich und dann fuhr ich weiter geradeaus. Dann ist es aber wichtig, auf die Beschilderung zu achten und nach rechts zu fahren. Denn nur so kommt man in die schöne Natur.
Über einen Asphaltweg nähert man sich einer Brücke, die den Elbe-Havel-Verbindungskanal überquert.
Jetzt folgt diese schöne weite Landschaft mit großen Wiesen und wenigen Bäumen. Der Radweg besteht aus großen Platten, die aber gut funktionieren, so dass man vorankommt und die Landschaft gleichzeitig genießen kann.
Von weitem hörte ich ein paar Menschen, die hier wohl picknickten oder so etwas ähnliches. Rechts von einem ist die Havel und auch Teile von Havelberg auf der anderen Seite des Flusses. Links die Elbe, aber die Havel rechter Hand sieht man besser.
Ein tolles Naturerlebnis ist das hier! Ein paar Kühe sieht man auch und dann führt der Radweg einen nach links. Beziehungsweise: Man selbst fährt einfach geradeaus weiter, aber der Elberadweg macht hier einen Bogen, um nach Neuwerben, einer kleinen Siedlung, zu kommen. Hier ist der Radweg voll asphaltiert.
Man fährt auf die Schleuse Neuwerben zu. Dort schließlich und endlich kann man von weitem sehen, wie die Havel in die Elbe fließt. Das war also der Punkt, an dem ich 2018 schon sein wollte, jetzt hatte ich es geschafft!
Über eine Insel auf der Havel gelangt man schließlich zur nächsten Schleuse, der Wehranlage Quitzöbel. Von dort aus ist man dann an einem langen und idyllischen Stück Elberadweg, das einen im Prinzip bis nach Wittenberge führt.
Man kommt zuerst entfernt an Quitzöbel vorbei. Hier fand ich wieder einen Wegweiser vor. 2018 war ich hier wieder auf den offiziellen Elberadweg gekommen. Havelberg 11 Kilometer, Wittenberge 26 Kilometer – und nach Quitzöbel wären es nur 1,7 – das steht auf dem Wegweiser.
Jedenfalls war es jetzt unglaublich: Ich sah keinen einzigen Radler. Ich hatte den Elberadweg ab hier für mich allein und ich finde, dass das eines der schönsten Stücke am Elberadweg ist. Wirklich faszinierend.
Man hat sehr viel grün auf der rechten Seite, einen super ausgebauten Asphaltweg unter sich und fährt immer direkt an der Elbe entlang. Man hat einen schönen, weiten Blick auf sie.
Der nächste Ort, an dem man wahrnehmbar vorbeifährt, ist Abbendorf. Etwas erhöht kann man das kleine Dorf anschauen.
Entlang der Elbe sieht man noch ein paar Schafe. Dann muss man sie aber kurz verlassen, weil der Radweg nicht direkt am Fluss entlang führt. Es geht jetzt also durch Rühstädt.
Allerdings, und das stellte ich später fest, kann man den Teil durch Rühstädt auch auslassen und einfach am Radweg hinter dem Damm weiterfahren. Man kommt genau so weiter.
Rühstädt jedenfalls gilt als Storchendorf. Mit seinen Klinkerbauten und seiner Kirche aus Klinker hat es einen süßen, kleinen gepflegten Ortskern. Schön grün ist es dort. Es gibt sogar ein Schloss, das ich aber nicht sah, da es hinter Bäumen versteckt war.
Anschließend ging es für mich wieder in Richtung Elbe. Man befindet sich dann wieder hinter dem Damm und fährt gemütlich an ihm entlang weiter.
Mit der Gemütlichkeit endete es aber etwas, weil ich einfach vor dem Dunkeln in Wittenberg ankommen wollte.
Ich versuchte auf dem Asphaltweg etwas Speed aufzunehmen. Nach Bälow folgt Sandkrug, dann ist man wieder näher an der Elbe, die aber mit Bäumen hier verdeckt ist.
Durch bewaldetes Gebiet, auf einer wenig befahrenen Straße, kommt man nun nach Hinzdorf.
Mit seinen schönen Fachwerkhäusern ist Hinzdorf der letzte Ort vor Wittenberge. Nachdem man durch ihn durchgefahren ist, sieht man endlich die Elbe wieder.
Noch 6 Kilometer sind es von Hinzdorf aus nach Wittenberge.
Einen weiten Blick hat man jetzt. Besonders schön war es, diesen mit dem Abendrot zu genießen. Eine schöne Stimmung, immer noch kein Radler weit und breit. Unglaublich, der beliebteste deutsche Radweg ohne Radfahrer? Eine Corona-Nachwirkung?
Jedenfalls kommt man auf eine große Eisenbahnbrücke zu. Diese führt nicht nur über die Elbe, sondern auch über das Gewässer, das einen von Wittenberge trennt.
Man biegt also auf dem Elberadweg über diese Brücke schließlich in Richtung der Stadt. Man biegt nochmals ab und kommt so in die Innenstadt.
An der Stelle kann man nun zur Promenade in Wittenberge weiterfahren, um am Elberadweg in Richtung Lenzen weiterzukommen. 2018 habe ich das ja gemacht. Allerdings war nach ungefähr 150 Kilometern hier mein Weg jetzt zu Ende.
Es wurde jetzt auch schon langsam dunkel. Ich bog nun in die Stadt ein, in Richtung Bahnhof. Denn dort war auch meine Unterkunft.
Ich hatte es geschafft! Vom Elberadweg fehlte mir jetzt nur noch das letzte Stück von Hamburg nach Cuxhaven – und das erste Stück von Prag nach Dresden.