In Freilassing war es an jenem Tag etwas trüb und dennoch drückend. Es sah nicht so sehr mozartlich aus. Aber ich wollte heute meine erste von drei Mozartradweg-Etappen fahren mit dem Ziel Reit am Winkl.
Gleich nach dem Start in der Stadt biegt man ab, um über hügelige Wirtschaftswege zu fahren. Der trübe Morgen wurde durch ein paar Sonnenstrahlen aufgehellt.
Der Radweg ist im Prinzip mit kleinen Schildern gut ausgeschrieben, aber es gibt ein paar Lücken. Einfach ist er nicht. Hier im Voralpenland hat man doch ein paar Höhenmeter zu absolvieren.
Dafür ist die Landschaft wirklich wunderschön. Selbst im Sommer ist hier nicht wirklich viel los. Man ist somit etwas abseits des touristischen Radtroubels, auch im Boomjahr 2020. Und das obwohl man einen gutvermarkteten und auch gutausgebauten Radweg bzw. ein ganzes Mozart-Radwege-Netz vor sich hat!
Von Freilassing nach Inzell
Von Freilassing nach Teisendorf
Nach Freilassing folgen kleine Dörfer wie Patting oder Hörafing. Dort dahinter fährt man über die Bundesstraße und ist über Roßdorf bald in Teisendorf.
Der Radweg steigt hier ständig an. Erst von Roßdorf nach Teisendorf hatte ich etwas Entlastung. Ich muss sagen, ich war an diesem Tag recht fertig und die ersten ansteigenden Kilometer hatten mich doch ein paar „Körner“ gekostet.
Teisendorf ist nicht weit vom Bodensee-Königssee-Radweg weg, den ich die Tage zuvor mit Begleitung gefahren war. Doch an jenem Radweg fährt man doch eher an dem Ort vorbei, während ich nun direkt durchkam.
Nach Teisendorf nach Inzell
Der kleine idyllische Ort gehört noch zum Rupertiwinkel, nahe des Berchtesgadener Landes.
Hinter Teisendorf geht es erst noch ein ganzes Stück empor. Über wenig befahrene Straßen fährt man den Berg hinauf. Unter der A8 fährt man unten durch.
Wenn man in Kendl ist, ach war ich froh!, fährt man nun endlich wieder entlang der Autobahn bergab. Das entlastete mich und meine Muskeln doch etwas. Man hat neben der Bundesstraße durchgehend einen Radweg, was auch an dieser Stelle wenigstens ein paar Radfahrer/innen anzog.
Durch Neukirchen am Teisenberg kommt man durch, aber der restliche Wege ist ein Radweg, der entlang einer Straße parallel zur Autobahn führt.
Bei dem Dörfchen Weiher biegt man dann – weg von der Straße/Autobahn – nach links ab, um in Richtung St. Johann zu gelangen. Die Orientierung ist jetzt nicht mehr die Straße, sondern der Fluss „Rote Traun“.
Der Radweg wird jetzt wunderschön abseitig. Man kommt durch Wälder, fährt entlang des Flusses. So mochte ich den Mozartradweg sehr. Das Ziel Inzell hat man nun im Blick!
Ich kam sogar an einem Ort vorbei, wo ich schon einmal übernachtet hatte. „Wien“ heißt dieser, aber eben dann doch nicht das Wien, was ihr denkt. „Wien“ ist eben auch ein Ortsteil des beschaulichen Inzells.
Von Inzell nach Reit am Winkl
Von Inzell nach Ruhpolding
In Inzell selbst, nach diesen ganzen Anstiegen, gönnte ich mir auf einer Bank eine Pause. Das hatte ich mir verdient!
Ich aß ein bisschen etwas und ruhte ein paar Minuten, um mich bald darauf zu den nächsten nicht mehr ganz so schweren Kilometern aufzumachen. Inzell ist sehr ruhig, nahezu verschlafen. Bekannt ist es durch die Eishalle, an der ich aber nicht vorbeigelangte. Diese befindet sich etwas außerhalb, wenn man wieder nach Schneizlreuth und Bad Reichenhall fährt (auch beides Orte am Mozartradweg).
In Inzell fährt man noch etwas über wenig befahrene Straßen und gelangt schließlich wieder in einen schönen und von Schotter geprägten Wald. Ein wirklich schönes Stück, das man hier fahren darf.
30 Kilometer sind es jetzt noch bis zum Ziel in Reit am Winkl.
Nachdem man aus dem Wald draußen ist, kommt man nach Grashof (Teil von Ruhpolding). Hier begrüßt einen ein Golfplatz. Golfplätze finde ich, ehrlich gesagt, immer etwas unsympathisch.
Was allerdings sympathisch ist, das sind die vielen Seen. Eigentlich eine sehr schöne Gegend ist das hier.
Von Ruhpolding nach Reit am Winkl
Nach Grassau hat man wieder ein großes und langes Stück Natur vor sich. Man gelangt zur weißen Traun.
Man verlässt den Fluß wieder, um durch einen Wald zu gelangen. Hier gibt es wirklich gar keine Orte mehr, durch die man bis Reit am Winkl kommt!
Das einzige „zivile Element“, wenn man so will, ist die Chiemgau Arena in Ruhpolding. Dort ist auch eine große Skischanze und ein Trainingsort für andere nordische Disziplinen im Wintersport.
Den ruhigen, nicht einfachen Radweg mochte ich sehr. Er war zudem recht schotterlastig, eine echte Graveltour.
So etwas macht, gerade mit meinem neuen Gravelbike echt richtig Spaß. Erst in Reit am Winkl kommt man wieder in so etwas wie in die Zivilisation. Hier gelangt man natürlich auch wieder auf Asphalt.
Der kleine Ort ist geprägt durch seine Grenze zu Österreich, die gerade noch aufgrund der Coronakrise geschlossen gewesen war.
Doch ich hatte Glück! Gerade am darauffolgenden Tag machte die österreichisch-deutsche Grenze auf und ich durfte wieder durch Österreich radeln.
Nun aber hatte ich erstmal eine schöne Nacht in Reit am Winkl vor mir. Ich aß noch ein bisschen etwas im Restaurant und gönnte mir einen schönen Abend nach der tollen, aber anstrengenden Tour auf dem Mozartradweg.