Wieso verlernt man Fahrradfahren nicht?

„Fahrradfahren verlernt man nicht“ sagt eine Volksweisheit. Natürlich kann man sogar Fahrradfahren verlernen – dazu müssen aber wesentliche Gehirnteile nicht mehr funktionieren.

Dieser Satz hat nämlich einen sehr wahren Kern. Denn aufgrund von neurobiologischen Erkenntnissen weiß man, dass Bewegungsabläufe wie Radfahren, Skifahren, Tanzen etc. im prozeduralen Gedächtnis gespeichert werden.

Dieses prozedurale Gedächtnis speichert nämlich motorische Abläufe, während das episodische Gedächtnis Erlebnisse aufnimmt. Dazu gehören z.B. Erinnerungen.

Dann gibt es noch das semantische Gedächtnis, welches Bedeutungen und Fakten speichert. Episodisches und semantisches Gedächtnis fast man begrifflich als das deklarative Gedächtnis zusammen.

Die Informationen, die im deklarativen Gedächtnis gespeichert sind, können viel eher verlernt werden als diejenigen im prozeduralen Gedächtnis.

Fahrradfahren verlernt man nicht - man muss kein Buch während des Radfahrens lernen, was hier zusammen mir Fahrrad abgebildet ist.
Man muss kein Buch während des Fahrradfahrens lesen, um es zu lernen. Das prozedurale Gedächtnis speichert das wunderbar ab.

Das prozedurale Gedächtnis ist also „tiefer“ im Gehirn verankert als das deklarative (semantische oder episodische). Wenn also Hirnstrukturen des deklarativen nicht mehr funktionieren, so kann man doch noch fahrradfahren, weil das prozedurale noch funktioniert. Informationen im letzteren werden tendenziell unbewusst gespeichert.

Klar ist: Fahrradfahren lernt man nicht auf einmal, sondern, indem man Bewegungsabläufe immer wiederholt. Insofern hat der Satz „Fahrradfahren verlernt man nicht“ durchaus seine Berechtigung.

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Fahrradfahren nach langer Pause

Natürlich, wenn man allerdings 10 Jahre kein Fahrrad gefahren ist, dann ist man am Anfang sicherlich etwas unsicher. Aber nach ein paar Metern wird man sich schrittweise wieder erinnern und die Verunsicherung wird abgebaut. Man fängt hier nicht mehr bei Null an.

Das ist bei Fakten und Erinnerung ganz anders, die eben komplett weg sein können.

Der Wiedereinstieg beim Fahrradfahren kann also dennoch etwas Übung erfordern. Am Anfang fühlt man sich wackelig auf dem Fahrrad. Aber die Bewegungsabläufe sind grundsätzlich da und können abgerufen werden.

Dennoch gibt es Unterschiede: Wer verschiedene Verkehrssituationen kennt, ist natürlich viel sicherer auf dem Fahrrad als einer, der nach 10 Jahren wieder anfängt. Es empfiehlt sich also den Einstieg zu üben.

Hier noch ein paar Tipps, wenn man Fahrradfahren nach langer Pause wieder lernen möchte:

  1. Das wichtigste ist erstmal: Zeit nehmen & Geduld haben
  2. Einen Platz suchen, wo es keinen Autoverkehr gibt
  3. Passendes Rad suchen (Tiefeinsteiger, niedriger Sattel)
  4. Am Anfang empfiehlt es sich sogar ohne Pedale zu fahren (wie bei einem Laufrad)
  5. Bremsen erstmal im Stehen üben
  6. Das Fahrrad am Beginn wie ein Roller verwenden
  7. Wenn man schon fortgeschritten ist: Am Anfang eher Radwege benutzen statt Straßen
  8. Ein Fahrtechniktraining machen, um das Fahren wieder aufzufrischen

Fahrtechniktraining kann das prozedurale Gedächtnis wieder auffrischen..

Was nicht heißt: Es hilft trotzdem manchmal, wenn man 10 Jahre fahrradgefahren ist, sein Können nochmals aufzufrischen. Dafür gibt es Fahrtechniktraininings oder auch der ADFC bietet entsprechende Schulungen an.

Außerdem hat sich der Verkehr sehr stark verändert in den letzten Jahren. D.h. selbst wenn man die Bewegungsabläufe kennt und sie im prozeduralen Gedächtnis gespeichert sind: Die Außenwelt kann sich verändert haben.