Zwischen einem eigenen Radweg und einem Radstreifen gibt es einen fundamentalen Unterschied. Der Radstreifen ist praktisch nur eine aufgemalte Linie auf dem Radweg.
Dagegen ist ein Radweg in der Regel ein gut ausgebauter Radweg, der von der Straße getrennt wird. Die bauliche Trennung erfolgt entweder durch einen Grünstreifen oder einen Kopfsteinpflasterstreifen.
Dazu ist ein Radweg oft mit einem anderen grünen, blauen oder roten Belag versehen, so dass man sehr gut unterscheiden kann, wo Radweg und wo kein Radweg mehr ist.
Mehr ausgebaute Radwege sind für eine Verkehrswende hin zum Fahrrad unerlässlich.
Was ist besser: Ausgebauter Radweg oder Radstreifen?
Jahrelang hat der ADFC geschrieben, dass Radstreifen objektiv sicherer als Radwege sind, obwohl man sich auf Radwegen sicherer fühlt. Dadurch hat er Radstreifen empfohlen, was z.B. dazu führte, dass in Tübingen der Radweg in der Westbahnhofstraße abgebaut wurde.
Heute ist die Situation so, dass man bei Stau gar nicht mehr durchkommt, weil der Radstreifen komplett zugeparkt ist. Das kann also keine richtige Lösung sein. Die Empfehlung des ADFC war hier also genau falsch.
Zudem ist es zwar so, dass an Kreuzungseingängen und -ausgängen mehr Unfälle passieren, aber das Problem sind dann die Kreuzungen. In der Niederlande hat man vermehrt geschützte Kreuzungen (protected intersections), die solche Probleme nicht aufweisen. Die Niederländer sind es auch, die wenn es möglich ist lieber getrennte Radwege bauen.
Zudem gibt es überhaupt Kritik an den Studien. Die Datenlage wäre eher dünn wie dieser Blogbeitrag, der auch aus dem ADFC stammt, sagt (also auch eine interne Kritik). Dass es einen Sinnungswandel beim ADFC gab, wird auch hier geschrieben. Die subjektive Sicherheit wurde unterschätzt.
Die alte Sichtweise kann man hier nachlesen.
Insofern: Wenn man eine Verkehrswende hin zum Fahrrad haben will, benötigt man unbedingt Radwege und entsprechend sichere Kreuzungen. Dann fahren auch mehr mit dem Rad. Einfache Schutzstreifen halten sehr viele Radfahrer*innen vom Fahrradfahren ab.
Vielleicht ist es auch so, dass viele Radfahrer*innen sich gar nicht auf die Straße trauen bei einem Schutzstreifen und nur die sichereren fahren, so dass die Unfallsstatistik so etwas verfälscht ist. Jedenfalls sollte man sich das differenziert anschauen und sich nicht im Zweifel gegen einen gut ausgebauten Radweg einsetzen.