Wer hat das Fahrrad eigentlich erfunden? Es war ein Mensch und kein Vulkan!

Das Fahrrad ist eine badische Erfindung. Für mich als gebürtiger Schwabe (Tübingen) ist das natürlich schwer zu ertragen.

Dennoch würde ich aufgrund dieser Tatsache auf das Fahrradfahren nicht gerne verzichten. Mein Lokalpatriorismus ist zwar sehr ausgeprägt :), aber manchmal streife ich in meinen Radtouren sogar Baden.

Auf meiner Europaradtour habe ich sogar in Kehl und in Rheinfelden übernachtet! Unglaublich!

Insofern bin ich doch ein flexibler Lokalpatriot. Und letzlich muss man sagen, dass das Fahrrad ja auch wiederum in Baden-Württemberg erfunden wurde. Und da wohne und lebe ich ja.

Nun gut. Wer hat denn nun das Fahrrad erfunden? Es war der badische Forstmeister Karl Drais. Er hat sozusagen das Ur-Fahrrad erfunden. Man kann sagen, dass er der Erfinder des Laufrades war, das das Fahrrad erst ermöglichte. Damit hat er übrigens auch die Grundlage fürs Automobil gelegt.

Die ersten Fahrräder nannte man nach Drais auch Draisine. Der heutige Begriff Fahrrad kam erst später im 19. Jahrhundert auf.

Fahrrad Brandenburger Tor Wer hat das Fahrrad eigentlich erfunden
Mein Fahrrad vor dem Brandenburger Tor. Mit süßem Babyeinhorn.

Wer hat das Fahrrad eigentlich erfunden? Wann hat er es erfunden? Wo? Und warum vor allem? Über Karl Drais – den Erfinder des Fahrrads

Die ersten beiden Fragen sind schnell beantwortet. Es war eben der genannte Karl Drais. Wann und wo hat er das Fahrrad erfunden? Es war 1817 in Mannheim.

Doch warum hat Karl Drais das Fahrrad denn überhaupt erfunden? Nach einem bekannten Erklärungsversuch könnte ein Vulkan in Indonesien für die badische Innovation des Zweirads verantwortlich sein.

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Und zwar geht dieser Erklärungsversuch so: Im Jahr 1816 gab es keinen richtigen Sommer. Es soll nur geregnet und auch gehagelt haben.

Dieser schlechte Sommer war ein weltweites Wetterphänomen, vor allem in West- und Mitteleuropa und den USA. Begründet war er im Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815. Klimaforscher können das erklären. Ich nicht!

Dieser nicht vorhandene Sommer im Jahre 1816 führte dazu, dass die Getreideernten ausblieben und die Getreidepreise stiegen. An manchen Orten führte das auch zu Hunger und Aufständen in der Bevölkerung. Vor allem im Jahr 1817.

Jetzt ist die Erklärung so, dass behauptet wird, dass die Menschen auch ihre Pferde schlachten mussten. Sie hatten nichts mehr zu Essen. Sowieso konnten sie die Pferde wegen der Ernteausfälle nicht mehr füttern. Gestiegene Haferpreise waren die Ursache.

Dies führte dann wiederum dazu, dass sie für die Fortbewegung eine Alternative suchten. Also ist das Fahrrad bzw. das Laufrad entstanden. Karl Drais hätte sich diese Alternative als Forstmeister überlegt.

Die Erklärung ist zwar „sophisticated“ – ziemlich pfiffig –  wie man so sagen würde. Sie hat nur einen klitzekleinen Nachteil: Sie stimmt wahrscheinlich nicht.

Nun leben wir ja in Zeiten von „Fake News“ und „Alternativen Fakten“. Deshalb sollte man nicht alles sogleich glauben und genauer nachschauen.

Außerdem zeigt eine Übereinstimmung von Ereignissen noch nicht, dass es eine klare Verursachung gibt. Gleichzeitiges Stattfinden von Ereignissen bedeutet noch nicht, dass es einen ursächlichen Zusammenhang gibt!

Wahrscheinlich ist die Geschichte eher so: Es gab diesen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch des Vulkans Tambura, dem schlechten Wetter und den daraufhin steigenden Getreidepreisen und Nöten. Der ist auch mehrfach wissenschaftlich belegt.

Konstanz Bodenseeradweg Radtour
Mein Fahrrad in Konstanz. Bei Nacht. Schön.

Doch das führte nicht dazu, dass überall sofort Pferde geschlachtet wurden und durch Fahrräder bzw. Draisinen ersetzt wurden. Das ist so historisch nicht belegbar und eher absurd.

Hier (Jost Pietsch) kann man das mit allen möglichen Quellenangaben nachlesen und ein Spiegel-Artikel vom 4. März 2017 belegt das wohl auch. So sagt der Spiegel u.a. auch, dass die „Velo-Koryphäe“ Pryor Dodge „noch immer keine ausreichenden Beweise“ für die Tambora-Hypothese sieht.

Was die Preise wohl 1817 antrieb, war nicht ein kompletter Ernteausfall, sondern ein gewisser Ernterückgang plus Spekulation mit Erntegütern. Also so wie wir es heute auf den Finanzmärkten auch kennen.

Das soll sogar den Handel mit Luxusgütern bei den Reichen angeheizt haben.

Der Handel kam also nicht komplett zum erliegen und es gab auch weiterhin genug Pferde.

1817 als die Sommer wieder besser wurden, absolvierte ja Karl Drais gerade mal seine erste Fahrt mit seinem Laufrad. Dass sich das Fahrrad verbreitete, geschah also erst dann als die Futtersituation sich wieder entspannte. Der Sommer 2017 war besser.

Die Pferde litten anscheinend sogar an Überfütterung wegen des guten Sommers 2017.

Zudem wurde am Anfang wie so jede Erfindung auch eher skeptisch beäugt und es sah nicht so aus als dass das Laufrad die Pferde komplett ersetzen sollte.

Auch Karl Drais schrieb:

„In der Sommerzeit, wo die Landpferde weit mehr auf dem Felde oder zu anderen Unternehmungen gebraucht werden, läuft so ein Wägelchen gerade am leichtesten auf den meisten Wegen.“

Karl Drais dachte also nicht daran, dass es zu wenig Pferde gab, sondern sah sein Veloziped (so nannte er die Erfindung selbst) als eine Art Ergänzung.

Außerdem hat Karl Drais ja mit den ersten Überlegungen zu Fortbewegungsmitteln schon 1812 begonnen. Vor dem Hungersommer 1815.

Viel wichtiger für die Entwicklung des Fahrrads ist wohl, dass Karl Drais als Erfinder seit 1809 vom Forstdienst freigestellt war und als beamteter Erfinder arbeiten konnte.

Hätte er nicht diese kreativen Spielraum gehabt, wäre es wahrscheinlich nie zur Draisine und der Erfindung des Laufrades gekommen.

Seine Hauptidee hatte er nach eigenen Worten vom Schlittschuhfahren.

Seine erste Fahrt absolvierte der Erfinder des Laufrades Drais von Mannheim in Richtung Schwetzingen mit 15 Kilometern pro Stunde. Die zweite war dann von Gernsbach nach Baden-Baden. Geschwindigkeit waren damals lediglich 6 km/h, da die Strecke bergig war.

Karl Drais lebte von 1785 und 1851. Von seiner Erfindung hat er nie so richtig profitiert. Er hatte zwar das Patent, aber schon die ersten Nachbauten waren von Menschen, die seine Anleitung einfach in der Zeitung gelesen haben. So verbreiteten sich eine Reihe von Plagiaten.

Außerdem war ja Beamter und hätte kein Unternehmen gründen dürfen.

Die Draisine verbreitete sich etwas, aber der richtige Durchbruch dauerte nochmal ca. ein halbes Jahrhundert. Erstmal waren die Menschen von der Eisenbahn begeistert, die ab den 1820er Jahren immer mehr das mobile Bewusstsein eroberte.

Ich hätte als eine einfachere Erklärung: Warum hat Karl Drais das Laufrad erfunden? Er war Erfinder und er fand es einfach geil! Zurecht, würde ich sagen.

Fahrradkunst bei Waldenbuch am Museumsradweg
Fahrradkunst bei Waldenbuch.

Das eigentliche moderne Fahrrad, wie wir es heute kennen, entstand erst nach und nach im Laufe des 19. Jahrhunderts

Obwohl Karl Drais das Fahrrad in seiner Ur-Form erfunden hat, hat es anschließend doch noch ein paar Entwicklungsschritte genommen.

Im 19. Jahrundert kamen doch noch ein paar Verbesserungen hinzu. Erst so um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert war das Fahrrad im Wesentlichen so wie wir es heute kennen.

Die wichtigste Entwicklung war wohl das Tretpedal. Das hatte Karl Drais, der Erfinder des Laufrades, noch nicht miterfunden.

1862 wurde die Draisine, das Ur-Fahrrad, also in Frankreich weiterentwickelt. Zwei Franzosen hatten das Tretpedal wohl unabhängig voneinander erfunden.

Die Draisine entwickelte sich zum Veloziped weiter. Von Velo wie schnell und Pedis Fuß. Wobei schon Drais das erste Fahrrad unter diesem Namen angemeldet hatte. Der Name wurde jetzt aber erst richtig geläufig.

1868 kam es dann zur Entwicklung der Stahlspeichen. Diese waren stabiler als das bisher verwendete Holz. Schon bald wurde auch das Hochrad erfunden.

Das Hochrad sollte dann sicherer gemacht werden. Es kam zur Erfindung des Kettenrades durch den Engländer John Kemp Starley. Dort wurde nun auch das Hinterrad mit Kettenantrieb betrieben. Diese Erfindung erfolgte im Jahr 1884.

Der luftgefüllte Reifen geht auf Dunlop, einem englischen Tierarzt, aus dem Jahr 1888 zurück. Das Fahrrad war nun langsam so, wie wir es uns vorstellen. Ab 1903 startete dann die erste Tour de France!

Der endgültige Siegeszug des Fahrrads in der Geschichte. Die nächsten 50 Jahre

Was auch interessant ist: Das Automobil wäre ohne die Entwicklungen im Fahrradbereich wohl nicht denkbar gewesen. Der Dualismus zwischen Fahrrad und Auto entstand wohl erst im 20. Jahrhundert.

Man könnte auch ketzerisch sagen: Letztlich ist das Auto nur so ein Nebenprodukt des Fahrrads. Wir leben ja hier in einer Auto-Gesellschaft in Deutschland. Wer das Tempolimit hier fordert, gilt als Aussätziger, als Gammler, als Nichtsnutz!

Wenn man also das Auto kleiner macht als es sich anfühlt, wird man in Deutschland komplett aus der Gesellschaft ausgeschlossen. 🙂

Gegen diese Meinungsdikatur 😉 kämpfe ich entschieden an!

Selbst Carl Benz, der Erfinder des Autos, nannte sein erstes Auto: Tricycles. Zu deutsch Dreirad. Die Presse Sprach von Motoren-Veloziped. Außerdem hatte er Fahrradteile für die Entwicklung des ersten Automobils gekauft. (Die Infos habe ich von Cycling4Fans.)

Das Ursprüngliche, Eigentliche, ja, das über allem stehende, das ist also das Fahrrad in seiner reinsten Form, könnte man sich philosophisch ausdrücken.

Oder man vertritt wie ich die These, dass Fahrrad und Auto aus dem selben Holz geschnitzt sind – und wenn sich beide weiterentwickeln sich wieder annähern werden.

Der Fahrrad-Auto-Dualismus des 20. Jahrhunderts wird nicht noch ein weiteres Jahrhundert überleben.

Radtouren Checker - Fahrrad-Auto
Mein Logo müsste ich dann auch nochmal bearbeiten, wenn das Fahrrad ein Auto sein kann und das Auto ein Fahrrad sein kann.

Denn Fahrräder werden jetzt schon elektrischer: Sogenannte E-Bikes erobern den Markt. Vor allem bei Rentnern sind sie beliebt.

Während Autos genauso zur Elektronik neigen und das Pedal-Auto ist auch schon erfunden.

Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass sich Handys und Desktop-PCs so annähern, dass sie kaum mehr unterscheidbar wären?

Genau so wie es einen Handy-PC-Dualismus noch in den 90ern gab, wird der Fahrrad-Auto-Dualismus durch technische Entwicklung zerstört werden.

Es gibt übrigens schon ein schwedisches Fahrrad, das wie ein Auto aussieht. Da dort schon ein Motor drin ist, ist das dann ein Fahrrad oder ein Auto?

Das PodRide!

Und was ist, wenn man das dann noch mit Roboter-Funktionen ergänzt? Stichwort: Teilautonomes Fahren!

Mmmh, und dann wären wir wieder im 19. Jahrhundert. Und das ist auch gut so. Denn das 20. Jahrhundert war wohl ein vollkommen ideologisches Verblendetes, was den Fahrrad-Auto-Dualismus anbelangt.

Die einen gegen die anderen. Doof.

Das Musikfahrrad

Ja, und ich denke jetzt noch über die Entwicklung eines Musikfahrrads nach. Das Ziel ist, dass man während des Fahrradfahrens, was ja relativ monoton ist, Musik komponieren kann.

Die Idee ist mir in der Niederlande gekommen. Dort ist es über weite Strecken sehr, sehr angenehm Fahrrad zu fahren. Man fährt entspannt und fühlt sich immer sicher.

Insofern kann man auch das ein oder andere nebenher tun. Ich habe mich zum Beispiel rasiert und mir die Zähne geputzt.

Mit solchen Maßnahmen kann man Ideologien zerstören und im Sinne des großartigen Demokraten Karl Drais handeln (ein 1948er-Revolutionär, der die adeligen Zöpfe abschnitt).

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